Sterne-Koch nennt Avocados „die Blutdiamanten Mexikos“

07.12.2018 12:37

In Mexiko hat der Avocado-Hype teils verheerende Folgen – nicht nur für die Umwelt. Brutale Gangs verdienen am Anbau mit und terrorisieren ganze Städte. Mit harten Worten ruft ein Sterne-Koch nun zum Verzicht auf

„Eine wohltuende Frucht, die den Körper nährt und stärkt“, so beschrieb der britische Arzt W. Hughes die Avocado, als er 1672 Jamaika bereiste. 346 Jahre später teilen mehr Menschen als je zuvor seine Begeisterung: Die Avocado gilt wegen ihrer Ölsäure und ihres recht hohen Vitamin- und Kaliumgehalts als „Superfood“ und liegt damit seit Jahren voll im Trend.

In Deutschland etwa hat sich die Importmenge von Avocados innerhalb von einem Jahrzehnt mehr als verdreifacht - von weniger als 20.000 Tonnen in 2008 auf rund 71.000 Tonnen in 2017.

Kriminelle terrorisieren ganze Kleinstädte

Zu den großen Profiteuren dieser Entwicklung zählt Mexikos Wirtschaft. Durch mildes Klima und die vulkanischen Böden kann hier mehrmals im Jahr geerntet werden – ein entscheidender Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Und so hält sich das Land als größter Produzent der Baumfrucht.

Doch der Avocado-Boom hat Schattenseiten. Längst hat das Geschäft mit dem grünen Gold das organisierte Verbrechen auf den Plan gerufen. Im Bundesstaat Michoacán, wo ein Großteil der Avocado-Ernte eingefahren wird, müssen Bauern und Packer Schutzgeld und „Steuern“ an brutal agierende Gangs abtreten. Kriminelle terrorisieren ganze Kleinstädte, deren Einwohner sich mit bewaffneten Bürgerpatrouillen zu helfen versuchen.

Zudem vermuten Experten, dass die eingesetzten Pestizide und Düngemittel im Zusammenhang mit Leber- und Nierenproblemen bei den Anwohnern in den Anbaugebieten stehen.

Weiterer Verlierer des großen Avocado-Hungers ist die mexikanische Umwelt. Vor allem Kiefernwälder, die eine wichtige ökologische Funktion für andere Pflanzen und Tiere erfüllen, werden für die Plantagen sukzessiv abgeholzt.

Diese Hintergründe führten dazu, dass sich mit dem Sterne-Koch JP McMahon jetzt ein prominenter Vertreter seiner Zunft gegen die Verwendung der Trendfurcht in Restaurants ausgesprochen hat. Avocados seien „die Blutdiamanten Mexikos“, sagte er gegenüber dem Irish Independent.

"Wir benutzen Avocados in keinem unserer Restaurants.“

Für McMahon, der im irischen Galway zwei Restaurants führt, seien die Früchte vergleichbar mit Eiern aus Legebatterien. Deshalb rufe er Köche dazu auf, sie nicht zu verwenden oder den Einsatz zumindest zu reduzieren. „Nichts wird sich ändern, wenn der Verbraucher nichts ändert. Wir benutzen sie in keinem unserer Restaurants.“

Dass McMahon mit dieser Haltung nicht alleine steht, zeigte jüngst auch ein englisches Café, das in einem kontrovers diskutierten Instagram-Post verkündete, keine Avocados mehr zu verwenden.

Dass der Hype um das Superfood aber schon vorbei ist, ist damit allerdings nicht gesagt. In Amsterdam hat bereits vor einem Jahr das The Avocado Show eröffnet, als damals erstes Restaurant, das ausschließlich Avocado-Gerichte serviert. Dank einer Finanzspritze in Millionenhöhe ist nun eine weltweite Expansion geplant.

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