Südkorea sucht jetzt mit Fotos auf Paketband nach vermissten Kindern

27.07.2021 10:02

Wer in Südkorea ein Paket bekommt, sieht auf dem Klebeband wahrscheinlich die Gesichter von Kindern, nach denen seit vielen Monaten gesucht wird. Die Aktion soll verhindern, dass die Fälle in Vergessenheit geraten.

661 Kinder gelten in Südkorea seit mehr als einem Jahr als vermisst. 638 von ihnen fehlen ihren Eltern sogar schon seit fünf Jahren. Nach einer so langen Zeit geraten die Gesichter der Kinder, die anfangs noch oft in den Nachrichten, den Zeitungen und auf Suchplakaten auftauchen, naturgemäß in Vergessenheit. Die Chance, sie wiederzufinden, sinkt mit jedem Tag, jedem Monat, jedem Jahr beträchtlich. Dagegen möchte man in dem Land nun etwas tun.

Die koreanische Post und das zum Samsung-Konzern gehörende Marketing-Unternehmen Cheil Worldwide haben sich deshalb zusammengetan und eine Idee ausgearbeitet, mit der nahezu alle südkoreanischen Familien bald an die vermissten Kinder erinnert werden sollen. Man ließ die Gesichter der Vermissten digital altern, so dass sie ihrem heutigen Alter entsprechen. Diese Bilder mit den wichtigsten Infos zum jeweiligen Vermisstenfall wurden dann auf Paket-Klebeband gedruckt, das von der koreanischen Post und großen Versanddiensten des Landes benutzt wird.

Die Gesichter der Vermissten wurden auf Paketband gedruckt

Auch Privatleute können das "Hope Tape" kaufen oder in den Postfilialen zum Verpacken ihrer Sendungen benutzen. Mit der Aktion erhoffen sich die Initiatoren, die in Vergessenheit geratenen Vermisstenfälle und die Gesichter der entführten, verlorengegangenen oder weggelaufenen Kinder wieder ins Gedächtnis der Menschen zu rufen. So wird wahrscheinlicher, dass jemand, der eines der Kinder tatsächlich irgendwo wiedererkennt, dessen Gesicht sofort zuordnen kann und direkt weiß, was zu tun ist.

Mehr als 630.000 Menschen sollen regelmäßig auf diese Weise erreicht werden und bekommen die Erinnerung an die für die betroffenen Eltern nach wie vor fürchterlichen Vermisstenfälle sozusagen "frei Haus". Die Zahl, so ein Sprecher der koreanischen Post, hätte man mit Flyern oder ähnlichen Mitteln wohl niemals erreichen können. Jetzt hoffe man, dass die Aktion Wirkung zeigt und jemand irgendwann den entscheidenden Hinweis geben kann, um eine Familie wieder mit ihrem schmerzlich vermissten Kind zu vereinen.

Quelle