Tetanus (Wundstarrkrampf)

14.09.2018 13:17

Wir in Europa kennen „Tetanus“ eigentlich nur von der Impfung, die alle zehn Jahre aufgefrischt werden muss. Gut so! Schließlich stellt diese Impfung einen wirksamen Schutz gegen Wundstarrkrampf dar, wie die gefährliche Infektionskrankheit Tetanus im Volksmund auch genannt wird.

Was ist Tetanus?
Wie infiziert man sich mit Tetanus?
Welche Symptome zeigen sich bei Tetanus?
Wie erkennt der Arzt die Infektion?
Wie wird Tetanus behandelt?
Wann und wie oft sollte man sich impfen lassen?

Was ist Tetanus?

Tetanus ist eine Infektionskrankheit, die durch das stäbchenförmige Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Die Sporen dieses Bakteriums sind extrem widerstandsfähig und tummeln sich quasi in jedem Erdboden dieser Welt, kommen aber auch in Pferde- oder Rinderkot vor.

„Sporen“ bedeutet: Die Bakterien befinden sich in einer Art Ruhe-Modus. Damit sie aktiv werden und sich vermehren können, benötigen sie eine sauerstofffreie(anaerobe) Umgebung und idealerweise eine Temperatur von etwa 37 Grad – kurzum: Sie brauchen einen Wirt.

Im menschlichen Körper können sich die Bakterien-Sporen vermehren und ihre hochwirksamen Giftstoffe (Toxine) Tetanolysin und Tetanospasmin absondern. Tetanolysin zerstört die roten Blutkörperchen und wirkt wahrscheinlich auch herzschädigend. Tetanospasmin ist verantwortlich für die Tetanus-typischen Muskelkrämpfe.

Tetanospasmin: Starkes bakterielles Nervengift, das die Übertragung von Nervenimpulsen unterbindet, die die Muskelanspannung hemmen. Die Muskulatur wird dadurch schon bei kleinsten Reizen aktiviert, kann sich nicht mehr entspannen und verkrampft.

Wie infiziert man sich mit Tetanus?

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Die Sporen des Bakteriums Clostridium tetani gelangen überwiegend über frische Wunden in den menschlichen Organismus, typischerweise verursacht durch einen mit Sporen verseuchten Dorn, Holzsplitter oder Nagel. Grundsätzlich reichen bereits kleinste Schnitt- oder Schürfwunden aus, um den Bakteriensporen als Eintrittspforte zu dienen. Im menschlichen Körper angekommen, werden die inaktiven Sporen zu aktiven Bakterien, die sich vermehren und ihre Giftstoffe absondern.

Welche Symptome zeigen sich bei Tetanus?

Wann eine infizierte Person die ersten Symptome verspürt, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Denn die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zu den ersten Beschwerden, kann bei Tetanus zwischen einem Tag und mehreren Monaten liegen. Grundsätzlich gilt aber: Je kürzer die Inkubationszeit, desto intensiver die Giftstoff-Absonderung der Bakterien und desto schwerwiegender wahrscheinlich der Krankheitsverlauf.

Bei einer beginnenden Tetanus-Erkrankung können zunächst jedoch noch völlig unspezifische Symptome auftreten, die eher an eine Erkältung oder Grippe denken lassen. Das sind beispielsweise:

  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • Schwindel
  • Glieder- oder Muskelschmerzen

Mit der Zeit aber kommen typische Symptome hinzu: Muskelkrämpfe zunächst im Gesichtsbereich, später dann an Hals, Nacken, Rücken und Rumpf. Weil dieser fortschreitende „Wundstarrkrampf“ irgendwann auch auf die Atemmuskulatur und das Herz-Kreislaufsystem übergreift, führt er – sofern er unbehandelt bleibt – in vielen Fällen zum Tod.

Mediziner unterscheiden hinsichtlich des Krankheitsverlaufs und der auftretenden Symptome verschiedene Formen der Infektionskrankheit:

Generalisierter Tetanus

Beim generalisierten Tetanus, der häufigsten Verlaufsform, weisen viele Patienten wegen einer verkrampfenden Kiefermuskulatur das sogenannte „Teufelsgrinsen“ auf (medizinischer Fachausdruck: Risus sardonicus). Auf den Betrachter wirkt dieser Gesichtsausdruck wie ein permanentes Lächeln. Der Erkrankte kann seinen Mund nicht mehr komplett öffnen (sogenannte Kieferklemme oder Trismus), manchmal kommen Schluckstörungen (Dysphagien) hinzu.

Im Bereich des Rumpfes und des Rückens kann es zur gleichzeitigen Anspannung (Kontraktion) der Strecker- und Beuger-Muskulatur kommen. Bei manchen Patienten geschieht dies so plötzlich und heftig, dass dabei einzelne Wirbel brechen können.

Weitere mögliche Komplikationen sind funktionelle Beeinträchtigungen der Atemwege bis hin zur lebensbedrohlichen Atemnot sowie massive Störungen des sympathischen Nervensystems (zum Beispiel starke Blutdruckschwankungen, Schweißausbrüche, Durchblutungsstörungen). Wie gefährlich der generalisierte Tetanus tatsächlich ist, zeigt die Statistik: Selbst bei moderner intensivmedizinischer Versorgung in einer Klinik liegt die Sterblichkeitsrate noch bei 10 bis 20 Prozent.

Lokalisierter Tetanus

Erstreckt sich nicht auf den ganzen Körper des Erkrankten, sondern ist auf die Region rund um die Infektionsstelle begrenzt. Der Grund: Meist verfügen die Patienten noch über eine Teil-Immunität, also über einen Rest von Impfschutz, der eine weitere Ausbreitung der Infektion eindämmt. Diese Form der Erkrankung ist selten und verläuft weniger schwerwiegend als der generalisierte Tetanus.

Zephaler Tetanus

Eine Sonderform des lokalen Wundstarrkrampfs, die durch eine Verletzung am Kopf, Gesicht oder Nacken verursacht wird. Typisch ist die besonders kurze Inkubationszeit von nur wenigen Tagen. Zusätzlich zu den anderen Symptomen kann es bei dieser Form zur Gesichtslähmung kommen.

Neonataler Tetanus

Der neonatale Tetanus tritt bei Neugeborenen auf, deren Mütter keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen. Die Säuglinge infizieren sich fast immer aufgrund schlechter Hygienebedingungen beim Abbinden der Nabelschnur: Das Bakterium Clostridium tetani dringt über die Nabelwunde in den Organismus des Neugeborenen ein.

Erste Symptome treten in der Regel etwa zwei Wochen nach der Geburt auf. Nach Angaben des Robert Koch Institutes (RKI) starben im Jahr 2006 weltweit 290.000 Menschen an Tetanus, davon waren 250.000 Neugeborene (bis zum Alter von vier Wochen) und Säuglinge (bis zum Ende des ersten Lebensjahres) – vor allem aus Entwicklungsländern. In Europa gibt es dank der viel besseren Hygienebedingungen in den Kreißsälen kaum noch Fälle von neonatalem Tetanus.

Wie erkennt der Arzt die Infektion?

Der Arzt stellt seine Diagnose in der Regel auf Basis der Patienten-Befragung(Anamnese) und aufgrund des klinischen Befundes, nach der körperlichen Untersuchung also. Zur Absicherung der Diagnose kann der Arzt eine Blutprobeentnehmen, um die bakteriellen Toxine Tetanolysin und Tetanospasmin nachzuweisen. Das Bakterium Clostridium tetani selbst über einen Bluttest im Labor zu identifizieren, ist sehr viel schwieriger.

Wie wird Tetanus behandelt?

Der Arzt reinigt die infizierte Wunde gründlich und schneidet das entzündete Gewebe heraus. Gegen die weitere Ausbreitung der Bakterien verschreibt der Arzt Antibiotika, in der Regel Metronidazol. Diese Antibiotika töten zwar das Bakterium ab, reduzieren aber nicht die abgesonderten Giftstoffe im Körper.

Gegen die Toxine werden Antikörper gespritzt (Tetanus-Immunglobulin), die die „wandernden“ Bakterien-Gifte stoppen und neutralisieren können – sofern sie die Nerven im Rückenmark und Gehirn noch nicht erreicht haben.

Gleichzeitig sollte der Zustand des Patienten schnellstmöglich stabilisiert werden: Die verkrampfte Muskulatur muss wieder entspannt werden, Vitalfunktionen wie Atmung, Herztätigkeit und Kreislauffunktion müssen aufrechterhalten bzw. wiederhergestellt werden. Daher erfolgt die Tetanus-Therapie in aller Regel auf einer Intensivstation.

Wann und wie oft sollte man sich impfen lassen?

Zur Infektion kommt es in Europa dank der flächendeckend verfügbaren Tetanus-Impfung (aktive Immunisierung) kaum noch. Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut sollte bei Säuglingen nach der Vollendung des zweiten Lebensmonats mit der aktiven Immunisierungbegonnen werden. Für den Aufbau der vollständigen Grundimmunisierung sind drei Impfungen im Säuglingsalter angezeigt. Danach wird noch jeweils einmal im Einschulungsalter und im Teenager-Alter geimpft. Erwachsene erhalten alle zehn Jahre eine Auffrischungsimpfung.

Wer sollte sich impfen lassen? Grundsätzlich jeder, denn die Impfung ist unkompliziert und bietet hohen Schutz vor einer Tetanus-Infektion. Besonders wichtig ist die Impfung jedoch für Risikogruppen: Diabetes-Patienten gehören dazu, Menschen mit Durchblutungsstörungen und Patienten mit Hauterkrankungen, die mit häufigen Wundflächen einhergehen (zum Beispiel: offene Ekzeme, Ulcus cruris)

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