Tödliches Coronavirus: 37 Millionen abgeschottet

24.01.2020 12:01

Rasend schnell breitet sich das Coronavirus 2019-nCoV in China und über die Grenzen hinaus aus. Die Elf-Millionen-Metropole Wuhan, in der bis dato die meisten Fälle gemeldet wurden, und einige weitere große Städte wurden abgeriegelt. Insgesamt schottete China inzwischen 37 Millionen Menschen ab. 26 Patienten sind bisher gestorben, die Zahl der Infizierten stieg nach jüngsten Angaben auf knapp 900. Einen Impfstoff gegen die Lungenseuche gibt es frühestens in einem Jahr.

Das neuartige Coronavirus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit in China aus. Bis Freitag wurde das Virus bei 876 Menschen nachgewiesen, wie die chinesische Gesundheitsbehörde berichtete. Darunter sind demnach knapp 100 schwere Fälle. 26 Menschen starben.

Aber auch andere Länder sind bereits betroffen. In Vietnam und Japan wurden erstmals je zwei Fälle nachgewiesen: In Vietnam handelt es sich um einen 66-Jährigen, der von einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan zurückkehrt war, sowie um seinen 28 Jahre alten Sohn, den er besucht hatte. Ein Patient in Japan stammt aus Wuhan und ist zu Besuch auf der Insel. Er befindet sich noch im Krankenhaus. Der zweite Fall betraf einen bei Tokio lebenden Chinesen, der in Wuhan gewesen war. Er konnte inzwischen die Klinik verlassen.

Zug- und Flugverbindungen gestrichen
Wuhan ist Zentrum des Ausbruchs. Für die elf Millionen Einwohner bedeutet das: Schutzmasken sind Pflicht, der öffentliche Verkehr ruht. Wer in Hotels, Restaurants, Einkaufszentren oder Parks keine Maske trägt, wird bestraft. Mittlerweile hat China sämtliche Flug- und Zugverbindungen aus Wuhan gekappt. Demnach dürfen Bewohner die zentralchinesische Stadt nur noch unter Angabe besonderer Gründe verlassen.

Elf Städte praktisch von Außenwelt abgeschottet
Insgesamt erließ China im Kampf gegen eine Verbreitung der Lungenkrankheit in China strikte Bewegungsbeschränkungen für rund 37 Millionen Menschen. Als die jüngsten drei Metropolen wurden am Freitag in Jingzhou (5,6 Millionen Einwohner), Xiaogan (5 Millionen) und in Dangyang (470.000) der öffentliche Verkehr und die Züge in andere Orte gestoppt, wie die Stadtregierungen berichteten. Damit sind mit der Provinzhauptstadt Wuhan mindestens elf Städte praktisch abgeschottet worden.

Ansammlungen von Menschen soll verringert werden
Die chinesische Hauptstadt Peking hat derweil alle größeren Veranstaltungen und Tempelfeste anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes an diesem Samstag gestrichen. Die städtische Tourismusbehörde teilte am Donnerstag mit, dass damit „die Ansammlungen von Menschen verringert werden sollen“. Die Gesundheit habe Vorrang.

Die Anweisung gilt ab sofort und betrifft auch die traditionellen Jahrmärkte in den Tempeln der Hauptstadt, wo normalerweise die zwei Wochen andauernden Neujahrsfeierlichkeiten stattfinden.

Impfstoff-Prognose gibt weiter Grund zur Sorge
Das Genom des Virus ist bereits sequenziert und veröffentlicht. Das gibt Organisationen rund um die Welt die Chance, mit der Arbeit an einem Impfstoff zu beginnen. Diesen wird es nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi aber frühestens in einem Jahr geben.

Gerüchte verbreiten sich schneller als Krankheit
Gerüchte über Superviren verbreiten sich schneller als die Krankheit selbst. Die Folge war in der jüngsten Vergangenheit oft Panik. Die Geschichte zeigt jedoch: In den vergangenen Jahren erwiesen sich prophezeite Epidemien vielfach als nicht so katastrophal wie zuvor angenommen. Etwa die „Rinderwahnsinn“-Epidemie in den 1990er-Jahren: Obwohl immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass der Verzehr unseres Rindfleischs unproblematisch sei, herrschte regelrecht Hysterie rund ums Steak. Im Rahmen staatlicher Untersuchungen wurde 2018 kein Tier positiv auf BSE getestet.

Panik wegen Vogelgrippe
Mit übertriebener Panik reagierten 2006 viele auf die durch das H5N1-Virus verursachte Vogelgrippe. Obwohl Wissenschaftler betonten, dass eine Übertragung auf den Menschen nur bei engstem Kontakt erfolgt, durften Kinder keine Schwäne mehr füttern. 2018 gab es hierzulande übrigens kein einziges erkranktes Tier.

Gefährlich wird es, wenn ein Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, wie 2003, als die Lungenkrankheit SARS die Welt in Atem hielt - die jetzt anscheinend ein „Comeback“ erlebt. Das Potenzial, großes Unglück anzurichten, hatte 2009 auch die Schweinegrippe, ausgelöst durch das neuartige Grippevirus H1N1. Aufgrund der raschen Verbreitung rief man eine Pandemie aus, welche im August 2010 von der WHO aber für beendet erklärt wurde.

Droht uns in Österreich Gefahr vom „Chinavirus“?
Die „Krone“ fragte zu diesem aktuellen Thema Sozialmediziner Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze, Zentrum für Public Health an der MedUniWien.

„Krone“: Wie groß ist die Gefahr der Ansteckung in Österreich?
Michal Kunze: Keine Entwarnung, aber auch keine Panikmache! Bisher gibt es keinen einzigen Fall in Österreich. Wir können aber nicht komplett ausschließen, dass auch hierzulande einzelne Personen erkranken. Die Experten sind aber auf Notfälle vorbereitet.

Wie kann man sich hierzulande schützen?
Es gelten die gleichen Regeln wie bei der Grippe (Influenza), nämlich regelmäßiges Händewaschen und Vermeidung von größeren Menschenansammlungen. Für Gesunde ist die Ansteckung aber nicht so gefährlich. Alle bisherigen Todesfälle betrafen Personen mit Vorerkrankungen.

Muss man Angst vor einem Besuch im Chinarestaurant haben?
(Lacht)
 Nein, natürlich nicht. Hier in Österreicher werden aber keine Fledermäuse zubereitet. Selbst für Reisen nach China gibt es derzeit noch keine Warnung. Sollte die WHO (Weltgesundheitsorganisation, Anm.) aber eine Gesundheitsnotlage ausrufen, kann sich das ändern.

Quelle