Was macht Corona mit der Umwelt? Diese sechs Fakten sollten Sie kennen

30.07.2020 16:10

Die Corona-Pandemie, so ist oft zu hören, berge Chancen für eine nachhaltigere Welt. Diese Fakten sollten Sie kennen

In diesem Artikel
Historischer Rückgang der Emissionen
UN-Klimakonferenzen: Totalausfall im Jahr 2020
(Plastik)müll hat rapide zugenommen
Regenwälder werden schneller abgeholzt
Comeback des Privatautos
Onlineshopping boomt

Historischer Rückgang der Emissionen

Neue Zahlen zeigen: Die Corona-Pandemie sorgt seit ihrem Auftreten für einen Rückgang der weltweiten Emissionen um 4,6 Prozent oder 2,5 Gigatonnen Kohlendioxid. Das ist, einer aktuellen Studie zufolge, die stärkste Reduktion von Treibhausgasen in der Geschichte der Menschheit – und mehr, als die internationale Klimapolitik je erreichen konnte. Die meisten erzwungenen „Einsparungen“ gehen der Studie zufolge auf ausgefallenen Flugverkehr und einen geringeren Strom-, Heißwasser- und Gasverbrauch in den Vereinigten Staaten und in China zurück.

Immerhin ein Hoffnungsschimmer für das Klima? Kaum. Denn nicht einmal diese global erzwungene Reduktion würde ausreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Und sobald die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, werden die Emissionen wieder steigen.

Was die Bemühungen um ein klimaverträgliches Wiedererstarken der Wirtschaft bringen, muss die Zukunft zeigen. Zumindest bleiben die Subventionen für die fossile Energiewirtschaft in Deutschland mit 17 Milliarden Euro jährlich unverändert hoch.

UN-Klimakonferenzen: Totalausfall im Jahr 2020

Die Klimakonferenzen der Vereinten Nationen sind - das ist unbestritten - eine beispiellose historische Errungenschaft. Auf der Klimakonferenz von Paris im Jahr 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft darauf, die menschengemachte Erderwärmung auf "deutlich unter 2 Grad Celsius" und nach Möglichkeit auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Heute zeichnet sich allerdings ab, dass dieses ambitionierte Ziel außer Reichweite gerät. In dieser Situation ist besonders kritisch, dass die für dieses Jahr in Glasgow geplante UN-Klimakonferenz auf 2021 verschoben wird. Schlimmer noch: Coronabedingt finden in diesem für den Klimaschutz besonders wichtigen Jahr überhaupt keine Klimakonferenzen statt. Das schadet vielleicht nicht der Klimadiplomatie, wie der Sozialwissenschaftler Oliver Geden meint. Aber dem Klima allemal.

(Plastik)müll hat rapide zugenommen

Was vor Corona der Coffee to go-Becher war, ist heute der Mundschutz: Immer mehr der Kunstfaser-Produkte sammeln sich am Straßenrand ebenso wie in der Natur. Und natürlich im Hausmüll.

Zwar rechnet die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft coronabedingt und auf das ganze Jahr gesehen mit weniger Gewerbeabfällen. Doch in den privaten Haushalten steigt das Müllaufkommen voraussichtlich um 2,26 Millionen Tonnen oder fünf Prozent gegenüber dem Jahr 2017. Schuld daran ist zum Teil der Zuwachs beim Verpackungsmüll. Das Recyclingunternehmen Der Grüne Punkt registriert seit März dieses Jahres rund zehn Prozent mehr Verpackungsabfälle im Gelben Sack oder der Gelben Tonne. Das Problem: Nur rund 16 Prozent aller Kunststoffe aus deutschen Haushalten werden recycelt.

Regenwälder werden schneller abgeholzt

Weltweite Lockdowns führen nicht nur zu geringen Emissionen in der Industrie und im Verkehr. Sie haben auch Effekte, die dem Klima schaden. Ein Beispiel ist die Abholung des Regenwalds. Der WWF berichtete schon im Mai dieses Jahres, dass besonders in Brasilien und Indonesien die Entwaldungsrate seit dem Beginn der Corona-Pandemie dramatisch ansteigt – weltweit im Schnitt um rund 150 Prozent. Allein im März 2020, so der WWF, seien weltweit etwa 645.000 Hektar Tropenwälder verschwunden. Das entspricht einer Fläche sieben mal so groß wie Berlin.

Der Grund: Es gibt weniger offizielle Kontrollen, und Territorien von Indigenen und Naturschutzgebiete werden schlechter gesichert. Das erleichtert die Plünderung von Ressourcen, schreibt der WWF. Zudem suchen Menschen, deren Einnahmequellen coronabedingt wegbrechen, nach Alternativen. Das fördere die Plünderung der Ressoucen des Regenwalds.

Comeback des Privatautos

Auch die private Mobilität hat sich in den Zeiten der Corona-Pandemie deutlich verändert. Dass weniger geflogen wird und mehr Fahrrad gefahren wird, ist ein klarer Vorteil für die Umwelt. Nachteilig allerdings wirkt sich aus, dass sich Menschen einer DLR-Umfrage zufolge in öffentlichen Verkehrsmitteln unsicher und im eigenen Auto sicherer fühlen.

Während Bus und Bahn seit Beginn der Krise mit einem dramatischen Einbruch bei den Fahrgastzahlen kämpfen, feiert das Privatauto sein Revival. "Überraschenderweise vermissen besonders viele junge Städter in dieser Situation das eigene Fahrzeug“, sagt Barbara Lenz, Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung. Der Umfrage zufolge vermissen ein Drittel aller Befragten, die kein eigenes Auto besitzen, den PKW als Verkehrsmittel. Und sechs Prozent der „Auto-losen“ erwägen immerhin die Anschaffung eines eigenen Wagens.

Onlineshopping boomt

Wohl jeder kennt das: Das Einkaufen macht mit Maske einfach weniger Spaß. Nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nordlight Research gaben 45 Prozent aller Befragten an, weniger in Geschäften zu shoppen. Und jeder Fünfte erklärte, wegen seines geringeren Einkommens vor allem größere Anschaffungen zurückzustellen.

Von der Krise profitieren kann nur der Online-Handel: Kauften vor der Corona-Pandemie rund zwei Drittel der Befragten einmal im Monat online ein, sind es heute fast drei Viertel. Während die Lieferung an die Haustür in puncto Ansteckungsgefahr ein sicheres Gefühl vermittelt, hat die Umwelt jedoch das Nachsehen. Denn der Online-Handel steht immer wieder in der Kritik - nicht zuletzt wegen schlechter Arbeitsbedingungen, häufiger Retouren, Vernichtung von Rücksendungen und zusätzlichem Verpackungsmüll.

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