Weniger Werbegeld für ServusTV: Regierung strafte Meinungsvielfalt ab

20.01.2021 10:33

Dass die Coronakrise für viele Mainstream-Medien eine wahre Goldgrube für Förderungen, Inserate, Werbebudgets und andere Hinwendungen der öffentlichen Hand darstellt, ist gemeinhin bekannt. Auch, dass der öffentlich-rechtliche ORF mit Abstand am meisten Geld abgriff, verwundert wenig. Etwas interessanter sind dann schon die Gelder, die an private TV-Sender flossen – und dort ergibt sich eine schiefe Optik. 

Denn fast alle Stationen erhielten ein knappes oder deutliches Plus an Werbegeldern. Nur ein heimischer Sender schaute zusehends durch die Finger – nämlich ServusTV. Dies geht aus einer Grafik im Telegram-Kanal von „FactSheetAustria“ hervor, die sich auf offizielle Zahlen der „Rundfunk und Telekom-Regulierungs GmBH“ beruft. Das Minus im Jahr 2021 betrug satte 41 Prozent – und das, obwohl der Sender unter den gelisteten Privatmedien den höchsten Marktanteil besitzt. 

ServusTV glänzte in Corona-Krise mit Meinungsvielfalt

Die Macher der Grafik munkelten deshalb, ob dies mit der Berichterstattung des Senders zu tun habe. Gerade unter seinem Intendanten Dr. Ferdinand Wegscheider, der mit seinem kritischen Wochenkommentar zahlreichen Österreichern aus der Seele spricht, hat man dort beim Thema Corona nämlich einen anderen Kurs eingeschlagen: Nicht alles, was die Regierung sagt, ist heilig.

Es kommen auf „ServusTV“ dabei auch kritische Stimmen wie der Bestseller-Autor und renommierte Infektionsepidemiologe Dr. Sucharit Bhakdi zu Wort. Wegscheider selbst kritisierte mehrere offizielle Narrative und wagte es etwa auch, die Macht der Stiftung von Bill Gates zu hinterfragen. Daneben fanden wohl auch Vertreter der Mainstream-Meinung ihren Platz – nur blieben sie dort eben nicht unwidersprochen.

Alle Privatsender profitieren – nur der kritische nicht

Man würde annehmen, eine umsichtige Regierung wäre bestrebt, die Meinungsvielfalt im Land zu fördern und würde diese Art der differenzierten Berichterstattung honorieren. Aber weit gefehlt – denn in den ersten drei Jahresquartalen des Jahres 2020 gab die öffentliche Hand für Werbung auf „Servus TV“ nur 342.695 Euro aus – im Jahr davor waren es noch stolze 576.760 gewesen.

Damit, den Gürtel generell enger schnallen zu müssen hat das aber nichts zu tun. Puls 4 durfte sich über 20 Prozent mehr Geld freuen und überschritt die Millionengrenze. Auch ProSieben und ATV legten 45 Prozent zu und kamen auf über 800.000 Euro – noch im Jahr davor profitierten sie weniger als ServusTV. Die höchsten prozentualen Zuwächse hatten RTL II und ATV 2, sie verdoppelten sich jeweils. Um zwei Drittel mehr gab es für RTL.

Üppiger Geldsegen auch für Mainstream-Printmedien

Es ist längst kein Einzelfall. So berichtete Wochenblick bereits unlängst darüber, dass der Steuerzahler unter Türkis-Grün mit einer Milliarde Euro in nur einem Jahr für Mainstream-Medien aufkommen muss. Kurz darauf machte eine Liste von „FactSheetAustria“ die Runde, welche die Werbeaufträge und Medien-Kooperationen bei diversen Print-Medien betraf. Auch hier kam es zwischen dem 3. Quartal 2019 und dem 3. Quartal 2020 zu saftigen Zuwächsen.

Die drei großen Boulevardblätter Krone, Heute und oe24 bekamen zwischen 69 und 76 Prozent mehr Geld, die Krone kam damit auf über 5 Millionen. Diverse Regionalmedien, die sich vor kurzer Zeit über zu wenig öffentliches Geld beschwerten, profitierten mit – wie im Fall der Tiroler Tageszeitung – mit bis zu 90 Prozent mehr. Beim Kurier waren es 89,5 Prozent – und sogar der Standard bekam um über 400.000 Euro mehr (plus 37%).

438 Prozent mehr für Magazin von Ex-ÖVP-Berater

Könnte man diesen Mehraufwand noch mit den Informationskampagnen der Regierung zum Thema Corona argumentieren, muten andere Posten äußerst kurios an. Denn das Genussmagazin „Falstaff“ bekam im Vorjahr um stolze 438 Prozent mehr Werbegeld aus öffentlicher Hand als noch 2019.

Welche Überlegung zu einer derartigen Aufstockung gerade in einem Jahr geführt haben könnte, in dem die Gastronomie als Hauptabnehmerin über Monate zusperren musste, wissen nur die Götter. Eines ist gewiss: Mit über 250.000 Euro lässt es sich schon leichter wirtschaften.

Interessant mutet aber an, dass Herausgeber Wolfgang Rosam früher als ÖVP-Berater tätig war. Diese Bande dürfte ungebrochen sein: Die Vorgängerin von Sebastian Kurz an der Spitze der Jungen ÖVP, Silvia Grünberger, stieg 2016 als gleichberechtigte Partnerin in dessen PR-Agentur ein…

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