Wenn wilde Tiere verlassene Häuser beziehen

04.12.2019 14:48

"Die letzten Gäste" verlassener Häuser sind nicht immer deren längst verstorbenen menschlichen Bewohner. Der Fotograf Kai Fagerström hat im ländlichen Süden Finnlands Tiere mit der Kamera eingefangen, die sich ihre Umgebung zurückerobern

Ein Fuchs beobachtet den Eindringling

Ein Rascheln, das Knarren einer Fußbodendiele, ein Quieken, ein Kratzen. Zwischen den zurückgelassenen Stühlen, Blumen, Zeitungen und Weinflaschen mischen sich Anzeichen neuer Bewohner unter die alten Erinnerungen längst vergangener Zeiten. Nicht nur vor den Häusern holt sich der Wald zurück, was einst nur ihm gehörte...

Mein Haus im Wald

Inmitten des Staubs erwacht eine Tierwelt, die einen neuen Unterschlupf gefundet hat. Auf dem Dachboden dieses verlassenen Hauses, tief im finnischen Wald, hat sich zum Beispiel ein rotes Eichhörnchen eingenistet...

Das Nesthäkchen

Der Amateurfotograf Kai Fagerström hat mehr als ein Jahrzehnt lang seine wilden Nachbarn in der Nähe des Sommerhäuschens seiner Familie mit der Kamera eingefangen. Daraus entstand der Bildband "Die letzten Gäste - Das Leben in verlassenen Häusern". Ein Teil davon ist auch dieser junge Maderhund, der sich von den Nüssen angezogen gefühlt haben muss, die Fagerström stets als Mitbringsel bei seinen Besuchen bereitlegt. 

Der einsame Eremit

Im selben Haus war Fagerström ursprünglich ein anderen Bewohner aufgefallen: Dieser junge Dachs. Er soll seiner Spezies alle Ehre gemacht haben und sei ein launischer, kooperationsunwilliger Vagabund gewesen. In seiner neuen Fußboden-WG scheint er sich indes sehr wohlgefühlt zu haben.

Entdeckt! Aber wer war zuerst da?

Meist entwickelt Fagerström ein Foto vorher im Kopf und wartet dann auf den richtigen Moment. Manchmal sind es aber auch die ungeplanten Momente, die festgehalten werden: Dieser junge Fuchs entdeckte den Fotografen eines Tages an einer Scheunentür - genüsslich gähnend und mit einer neugierigen Offenheit.

Ein Dachs unterm Dach

Fagerström begeisterten schon in der Kindheit verlassene Schuppen und alte Scheunen. Ein Holzhaus hatte es ihm damals besonders angetan. Davor: Ein Garten voller Dachsspuren. 30 weitere Jahre sollten vergehen, ehe er das Bauernhaus wiederentdeckte. Mit dem Ziel, genau so abenteuerlustig zu sein wie damals, legte er sich auf die Lauer. Stundenlang. Ohne Erfolg. Jahre später entstand dieses Foto.

Der Klan des Dachses

Um eine Dachsfamilie in einem anderen vermeintlich verlassenen Haus abzulichten, brauchte er ganze vier Jahre. Es gelang ihm schlussendlich, indem er seine Kamera auf einem Fensterbrett platzierte und draußen auf einer Leiter stundenlang darauf wartete, den Fernauslöser betätigen zu können. Es hat sich gelohnt!

Fagerströms Partner

Es ist nichts ungewöhnliches, dass sich der Fotograf mal eine ganze Nacht auf eine Fährte begibt oder auf den richtigen Moment wartet. Mehrere Abende harrte er beispielsweise aus, bis sein Hund endlich diese Wühlmaus anstarrte.

Mein Revier!

Dieser Sperlingskauz überraschte Fagerström ebenfalls. Er betrat das Haus durch eine zerbrochene Fensterscheibe. Gegenüber ZEIT ONLINE erzählte der Fotograf: "Er schaute mich an und stampfte mit dem Fuß auf, als wollte er sagen: Geh weg, das hier ist mein Platz!"

Im Spiegelkabinett

In der Abgeschiedenheit der Wälder Finnlands sucht Kai Fagerström die Ruhe und entzieht sich dem Alltagsstress. Wie eine kleine Welt für sich beleben "Die letzten Gäste" vermeintlich verlassene Häuser neu – das gibt ihm Geborgenheit. Das Buch von Kai Fagerström, Risto Rasa und Heikki Willamo erschien im Maahenki-Verlag und ist hier erhältlich.

Quelle