Wie gesund ist scharfes Essen?

21.01.2020 11:51

Chilischoten, Pfeffer und Co. verleihen Gerichten einen feurigen Pepp. Und während manch einem schon Peperoni die Tränen in die Augen treiben, greift der andere beherzt zur extrem scharfen Sauce. Doch wie viel Schärfe ist gesund? Und macht der Verzehr von feurigen Lebensmitteln sogar glücklich, wie manche behaupten? Wir haben die Antworten.

Scharfe Gewürze sind aus vielen Landesküchen nicht wegzudenken: Thailändische Suppen bekommen mit Ingwer den letzten Schliff verliehen und ein mexikanischer Taco würde ohne eine feurige Chilischote wohl nur halb so gut schmecken.

„Scharf“ ist im Gegensatz zu süß oder sauer aber keine Geschmacksrichtung. Denn auf unserer Zunge sitzen keine Geschmacksknospen, über die wir „Schärfe“ schmecken können. Stattdessen reizen die Inhaltsstoffe scharfer Lebensmittel die Nerven in der Mundschleimhaut und führen zu einer Schmerz- und Wärmereaktion. Letztere löst dabei eine erhöhte Durchblutung aus, die auch die Geschmacksnerven empfindlicher macht. Die Folge: Wir nehmen die einzelnen Geschmacksrichtungen stärker wahr. Scharfe Zutaten sind also eine Art natürlicher Geschmacksverstärker.

Bei Chilis sorgt übrigens der Stoff Capsaicin für den scharfen Geschmack, bei Pfeffer ist es Piperin, bei Ingwer Gingerol und bei Meerrettich sind es Senfölgkykoside.

Ist scharfes Essen gesund?

Wer schon einmal sehr würzig gegessen hat, hat dabei womöglich zu schwitzen begonnen. Das ist eine natürliche Reaktion des Körpers, denn Stoffe wie Capsaicin und Co. regen die Schweißproduktion und Öffnung der Hautporen an. Das kann bei warmen Temperaturen von Vorteil sein kann, denn Schwitzen reguliert die Körpertemperatur und kann vor Überhitzen schützen. Dies ist auch ein Grund, aus dem gerade in warmen Ländern wie Mexiko so gerne scharf gegessen wird.

Machen Chilis, Pfeffer und Co. glücklich?

Scharfe Speisen bewirken wie bereits erwähnt eine Schmerzreaktion im Körper. Um die Schmerzen wieder zu lindern, schüttet der Organismus Endorphine aus – auch bekannt als „Glückshormone“. Die Folge: Wir fühlen uns anregt und bekommen gute Laune. Dieses Phänomen wird als „Pepper-High“ bezeichnet.

Entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung

Stoffe wie Capsaicin und Senfölglykoside können das Wachstum von Bakterien und anderen Keimen hemmen oder diese sogar ganz abtöten. Das hat gleich mehrere Vorteile für die Gesundheit: Das Immunsystem bekommt Unterstützung und kann Krankheitserreger leichter abwehren. Nicht umsonst gelten zum Beispiel Meerrettich und Ingwer als wirksame Heilpflanzen, um Erkältungen vorzubeugen oder diese schneller abklingen zu lassen.

Auch leichte Entzündungen im Körper können durch die feurigen Lebensmittel gelindert werden. So wird Meerrettich zum Beispiel als Hausmittel bei Blasenentzündungen eingesetzt.

>Mehr über die Heilwirkung von Meerrettich erfahren

Scharfes Essen fördert die Verdauung

Erreger, die in den Magen gelangt sind, können durch scharfes Essen abgetötet werden. Dazu zählen Bakterien wie E.Coli. Daher empfiehlt es sich auch, in Ländern mit niedrigen Hygienestandards reichlich Scharfmacher zu essen, um Durchfall oder Übelkeit zu vermeiden.

Wer schon einmal etwas Scharfes in den Mund genommen hat, weiß, dass sich plötzlich vermehrt Speichel bildet. Und das ist wiederum gut für Magen und Darm. Denn im Speichel stecken Enzyme, die bei der Aufspaltung von Nährstoffen helfen. Zudem regen die „Scharfstoffe“ auch die Produktion von Magensaft an. Dadurch kann der Mensch fettige Speisen leichter verdauen.

>Verdauung anregen: So läuft‘s rund im Bauch

Länger leben durch scharfes Essen?

Einer sieben Jahre lang dauernden chinesischen Studie zufolge sind Chilis als Würzmittel so gesund, dass sie vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen können. Teilnehmer, die mehrmals pro Woche feurige Gerichte aßen, hatten ein um rund 15 Prozent niedrigeres Sterberisiko als andere Studienteilnehmer, die wenig bis gar nicht scharf aßen.

Die Forscher führten die Ergebnisse vor allem darauf zurück, dass Capsaicin keimabtötend wirkt und somit das Immunsystem unterstützt. Allerdings bedarf es weiterer Studien, um die Zusammenhänge noch exakter zu erforschen. Denn die positiven Wirkungen auf die Gesundheit könnten auch damit zusammenhängen, dass chinesische Chiliesser sehr viel grünen Tee als Durstlöscher trinken, welchem ein positiver Effekt auf die Lebensdauer zugeschrieben wird.

> Die thermische Wirkung von Lebensmitteln

Vorsicht vor zu (viel) scharfen Lebensmitteln

Auch wenn scharfes Essen prinzipiell einen guten Einfluss auf die Gesundheit hat, so sollten Sie dennoch maßvoll sein. Denn gerade Personen mit empfindlichem Magen oder einem Reizdarmsyndrom vertragen zu stark gewürzte Speisen häufig schlecht. Dies kann dann zu Magenschmerzen oder Durchfall führen.

Auch Sodbrennen ist möglich. Tritt dies regelmäßig auf, sollten sie unbedingt milder würzen und vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen. Denn chronisches Sodbrennen kann das Entstehen von Speiseröhrenkrebs begünstigen.

Von besonders extremen Chilisaucen, die im Internet gerne als Scherzartikel angeboten werden, sollten Sie die Finger lassen. Diese müssen vor dem Verzehr meist stark verdünnt werden. Ist die Dosis dennoch zu hoch, kann es zu Übelkeit, starken Schleimhautreizungen und im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichem Bluthochdruck kommen.

Besonders Kinder sind empfindlich gegenüber Chilis und Co. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, mit den Saucen sehr, sehr sparsam umzugehen und sie keinesfalls pur zu testen! Außerdem sollten sie stets außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.

Schwangere oder stillende Frauen können scharfes Essen prinzipiell ruhig genießen – wenn dies in einem moderaten Rahmen bleibt. Dies ist nicht schädlich für ihr Kind.

Zu viel erwischt? So lässt das Brennen nach

Tipp: Wer das brennende Gefühl von Chilis loswerden möchte, trinkt am besten Milch oder nimmt einen kleinen Teelöffel Öl zu sich. Auch Käse und andere Milchprodukte können die Schärfe beim Essen mildern. Denn Capsaicin ist fettlöslich und lässt sich auf diese Weise gut neutralisieren. Wassertrinken hilft übrigens nicht – im Gegenteil: Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass sich die Scharfstoffe im Mund verteilen und noch mehr Schmerz- und Wärmerezeptoren reizen.

Tragen Sie beim Zubereiten von Meerrettich und Chilis am besten immer Gummihandschuhe, um einen nachträglichen Kontakt mit den Augen und Hautreizungen zu vermeiden.

Schon gewusst? So misst man die Schärfe von Chilis

Die scharfen Schoten gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Ihre „Feuerstärke“ wird in Scoville gemessen: Eine Scoville-Einheit (SCU) zeigt an, wie viel Milliliter Wasser nötig sind, um die Konzentration einer Chilischote so zu verdünnen, dass sie nicht mehr als scharf wahrgenommen wird.

Während eine normale Paprika nur rund 0 bis 10 SCU besitzt, hat eine Habaneroschote etwa 100.000 bis 500.000 davon. Das heißt, man würde mindestens 100 Liter Wasser benötigen, um ihre Schärfe neutralisieren zu können. Die schärfsten Chilis haben sogar über zwei Millionen SCU – das ist selbst für Geübte zu viel und ungesund! Wer dagegen maßvoll scharf ist, tut seiner Gesundheit viel Gutes.

Quelle