Zu wenig Geld, zu wenig Platz: Deutschlands Tierheime sind am Limit

14.02.2024 10:37

Deutschlands Tierheime arbeiten am Anschlag: Sie sind voll, überlastet, unterfinanziert, wie eine Umfrage ergab. "Tatsächlich ist die Lage der Tierheime so dramatisch wie nie zuvor", sagt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Den Tierheimen in Deutschland geht es so schlecht wie noch nie. Laut einer Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) unter 85 Tierheimen aus allen Bundesländern stoßen die Einrichtungen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Demnach bezeichnen drei Viertel der Tierheime ihre Auslastung als mindestens hoch. Mehr als 17 Prozent hätten angegeben, überhaupt keinen Platz mehr zu haben. 

Das wirkt sich laut RND auch auf die Aufnahme von Tieren aus: 80 Prozent der befragten Tierheime gaben an, keine Hunde von Privatpersonen mehr aufzunehmen – oder nur noch über eine Warteliste. Bei Katzen seien es 60 Prozent. 

"Tatsächlich ist die Lage der Tierheime so dramatisch wie nie zuvor", sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, dem RND. Einrichtungen und Mitarbeiter seien an der Belastungsgrenze.

Problem-Hunde werden für Tierheime zum Problem

Laut RND gibt es mehrere Gründe für die Überlastung der Tierheime. Unter anderem werden mehr Tiere abgegeben, die zudem schwieriger zu vermitteln sind. Dass mehr Hunde oder Katzen in den Heimen abgegeben werden, liege daran, dass die Vierbeiner oft unüberlegt angeschafft worden seien. Dies sei vor allem während der Corona-Pandemie der Fall gewesen. Hinzu kämen Vermittlungen aus dem Ausland, die sich in den neuen Familien anders verhielten als beschrieben. 

Eines der Hauptprobleme, so die Tierheime, seien problematische Hunde. " Ich habe ganz andere Ansprüche an Gebäude und Personal. Ich brauche Freilauf, ich brauche ausreichend große Gehege, ich brauche viel mehr und gut geschultes Personal, um die Tiere auch wirklich so zu halten, dass sie vermittelbar sind oder vermittelbar werden", so Schröder. Er kritisiert: " Die Anforderungen an die Tierheime sind gewachsen, aber es gibt dafür niemanden, der uns dabei hilft, sie zu wuppen."

Tierheime in Deutschland mit großen finanziellen Sorgen

Ein weiteres Problem sind dem Bericht zufolge unkastrierte Freigängerkatzen, die für viel Nachwuchs sorgen. Zudem würden weniger Tiere in ein neues Zuhause vermittelt, sagte Astrid Paparone vom Tierschutzverein Gießen dem RND. "Durch Corona gibt es eine gewisse Sättigung auf dem Markt."

Hinzu komme laut RND eine zunehmende finanzielle Belastung der Tiereinrichtungen. Tierschutzbund-Präsident Schröder sagte, der Investitionsstau in den Tierheimen des Verbandes belaufe sich auf 160 Millionen Euro – insgesamt schätze er die Summe auf 200 Millionen Euro. In der RND-Umfrage gaben rund drei Viertel der Tierheime an, finanzielle Probleme zu haben – oder über der Schmerzgrenze zu liegen. Steigende Kosten für Futter, Energie und Tierärzte seien dafür ebenso verantwortlich wie eine sinkende Spendenbereitschaft.

Einen Ansatzpunkt, um die Notlage der Tierheime zu ändern, sieht Schröder im Föderalismus. Dieser biete Bund und Ländern die Möglichkeit, "die Verantwortung ganz nach unten in die Kommunen, in die Landkreise abzuschieben". Das sei nicht legitim. 

Jetzt soll auf Bundesebene gehandelt werden. Die Bundestierschutzbeauftragte Anette Kari lud Anfang Februar die beteiligten Akteure zu einem Runden Tisch nach Berlin ein. Sie fordert die Eindämmung von spontanen Tierkäufen, eine stärkere Regulierung des Internethandels, aber auch mehr Sachkunde bei den Tierhaltern.

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