Zurück in die Freiheit: Wir brauchen jetzt eine Exit-Strategie!

08.02.2022 10:47

Dänemark hat schon alle Corona-Restriktionen aufgehoben. In Deutschland schauen die Menschen dagegen noch in die Röhre, was Lockerungen und den "Freedom Day" angeht. Deshalb braucht es jetzt einen Plan raus aus den Maßnahmen, meint unser Autor.

Wann ist das alles vorbei? Wann können wir wieder zusammen im Club tanzen – ohne Maske, Abstand und Corona-Test? Wann können wir wieder die große Familienfeier veranstalten? Wann können wir wieder in einem vollen Kino lauthals über die neue Komödie lachen?

Alles Fragen, die sich die Menschen in Deutschland schon seit Monaten stellen, wenn nicht sogar seit Beginn der Corona-Pandemie. Und in diesen Tagen werden sich diese Fragen sicherlich noch häufiger stellen. Denn während andere Länder lockern oder die Corona-Restriktionen gleich ganz fallen lassen, bleibt Deutschland eine Festung der Vorsicht.

Dänemark macht's vor. Wann ist Deutschland dran?

Viele Menschen in Deutschland dürften derzeit sehnsüchtig oder gar neidisch zu den nördlichen Nachbarn nach Dänemark schauen, wo man tatsächlich wieder in den Clubs tanzen oder ohne Test ins volle Kino kann. Trotz hoher Infektionszahlen hat das skandinavische Land die Öffnung vollzogen. Denn die Impfquote sei hoch genug, die Lage auf den Intensivstationen nicht mehr bedrohlich.

Und wann ist es in Deutschland nun so weit? Konkret will keiner so wirklich werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält Lockerungen erst in einigen Wochen für möglich. Am Sonntagabend sagte er bei Bild TV: "Ich glaube, dass wir deutlich vor Ostern lockern werden." Davon sei er "fest überzeugt". Er fügt ein dickes "Aber" hinzu: Erst müsse die Omikron-Welle ihren Höhepunkt erreicht haben. Ob es tatsächlich zu Lockerungen kommt, "hängt davon ab, wo wir dann stehen." Zum jetzigen Zeitpunkt halte er Lockerungen für "verrückt".

Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) sprach sich ebenfalls gegen schnelle Lockerungen aus. Lockerungen würden "selbstverständlich kommen", wenn die Belastung des Gesundheitswesens das zulasse, sagte er am Samstag. Eine "Exit-Strategie" könne er sich aber "vor Ostern gar nicht vorstellen".

Dänemark

Obwohl die Fallzahlen weiterhin hoch sind, hat die dänische Regierung am 1. Februar alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Künftig müssen keine Masken mehr getragen werden. Außerdem entfallen die verkürzten Öffnungszeiten in der Gastronomie. Auch Diskotheken dürfen wieder öffnen und Großveranstaltungen ohne Einschränkungen stattfinden. Dänemark begründet die Schritte mit der hohen Impfquote. Außerdem sei die Hospitalisierungsrate unter Kontrolle.

Deutschland braucht jetzt einen Plan raus aus den Maßnahmen!

Doch genau das – eine Exit-Strategie – brauchen wir jetzt! Und nicht erst nach Ostern. Deutschland braucht eine konkrete Perspektive. Seit zwei Jahren erschöpft uns diese Pandemie. Die Silberstreifen am Horizont, sie sind sichtbar, aber dennoch nicht greifbar. Eine weniger schwammige Formulierung, wann wir denn endlich wieder zurück in das normale Leben zurückkönnen, ist das, was Deutschland derzeit fehlt.

Eine Exit-Strategie zu haben bedeutet nicht, dass man von heute auf morgen einfach alles öffnen und lockern soll. Dazu ist Deutschland im Moment nicht in der Lage, da muss man Herrn Lauterbach Recht geben. Aber Exit-Strategie heißt eben, dass man eine Strategie zum Öffnen hat, einen Plan aus der ganzen Misere. Das können bestimmte Daten sein. Oder gewisse Richtwerte, wie die Impfquote, die Hospitalisierung, die Lage auf den Intensivstationen. Neue Erkenntnisse zur Gefährlichkeit von Omikron sollten auch eine Rolle spielen.

Stufenplan als Exit-Strategie wäre denkbar

Auf Grundlage dieser Zahlen, Daten und Fakten könnte man einen Stufenplan erstellen, wann und wie gelockert und geöffnet wird. Wann 2G abgeschafft wird, wann die Maske, wann die Kontaktbeschränkungen. Und das sollte lieber jetzt als später gemacht werden. Wenn wir erst nach Ostern darüber sprechen, wann wir wie öffnen, ziehen wir die Restriktionen möglicherweise nur unnötig in die Länge.

Auch aus einem anderen Grund ist das wichtig. Denn wenn es keine Öffnungsperspektive gibt, keinen Lichtblick für die vielen Millionen Menschen hierzulande, die sich seit zwei Jahren an die Regeln halten und sich haben impfen lassen, dann besteht die Gefahr, dass sie noch frustrierter werden. Das birgt das Risiko, dass sie die Corona-Regeln irgendwann einfach ignorieren und selbst lockern. Im schlimmsten Fall verlieren sie vielleicht sogar das Vertrauen in die Politik. Und das sollte man in einer Pandemie wirklich nicht verspielen.  

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