Es gibt ein Sprichwort, das besagt: „Alter ist nur eine Zahl.“ Und das scheint bei einigen Menschen auch genau so zu sein, denn ihnen kann der Zahn der Zeit nichts anhaben.
Die Yogalehrerin Tao Porchon-Lynch ist der lebende Beweis dafür, dass das Alter nicht das Wichtigste ist, sondern die Einstellung, die man zum Leben hat.
Ihr Leben verlief wie im Film. Die Tochter eines Franzosen und einer Inderin wurde 1918 in Indien geboren. Im Alter von 8 Jahren kommt Tao zum ersten Mal mit dem Sport in Kontakt, der zu ihrer lebenslangen Leidenschaft werden wird.
An einem Strand in Indien sah sie eine Gruppe Jungs, die seltsame Übungen machten und war von Anfang an davon begeistert. Obwohl man ihr sagte, dass Yoga kein Sport für ein Mädchen sei, begann sie damit und ließ sich nie wieder davon abbringen. Sie bewies damit bereits im jungen Alter, dass niemand ihr vorzuschreiben hatte, was sie tun oder auch nicht tun könne.
Von ihrem Onkel wurde Tao schon früh beigebracht, zu allen Menschen freundlich zu sein und nach diesem Motto lebt sie seitdem. So kam es, dass sie als Kind an der Seite von Mahatma Gandhi protestierte, ohne zu wissen, wer er überhaupt war. Oder dass sie – nachdem sie mit ihrer Familie kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs nach Frankreich gezogen war – hunderte Juden und andere Flüchtlinge vor den deutschen Soldaten versteckte und so das Leben rettete.
Als sie dann selbst vor den Deutschen fliehen musste, ging sie nach England, wo sie Kabarett-Tänzerin in einem Nachtclub wurde. Schon nach kurzer Zeit erregten ihre Darbietungen die Neugier von Journalisten. Tao wurde immer bekannter. Für viele war sie ein heller Stern, der Licht in dunkle Zeiten brachte.Durch den Ruhm, der ihr als Tänzerin zuteil wurde, startete Tao Anfang der 1940er Jahre eine Modelkarriere bei namhaften Designern wie Chanel. Sie gewann sogar eine Auszeichnung für die „längsten Beine Europas“. Auch die Aufmerksamkeit Hollywoods war geweckt und Tao wurde zur gefeierten Schauspielerin.
Doch selbst während ihrer aufregenden Zeit in Hollywood vergaß sie nie ihre Herkunft und blieb ihrer einfachen, zurückgezogenen Lebensweise sowie ihrer Liebe zur Spiritualität treu. Tao reiste in ihre alte Heimat Indien, um sich in die Lehre des berühmten Yogi B.K.S. Iyengar zu begeben und war die erste Frau, die dieser jemals als Schülerin akzeptierte.
Zurück in Amerika, beschloss sie ihre Schauspielkarriere aufzugeben und begann 1967, Yoga zu unterrichten. Erst brachte sie nur Kolleginnen wie Marilyn Monroe oder Debbie Reynolds Yoga bei, später lehrte sie dann auch in öffentlichen Studios.
Jahrzehnte später – mit 88 Jahren! – entdeckte die Yogalehrerin eine zweite große Leidenschaft: den Turniertanz. Ohne Vorkenntnisse, aber mit reichlich Talent und Freude, hat sie bis heute über 700 Wettbewerbe gewonnen.
Dies war auch der Grund, weshalb sie im Jahr 2015 mit sage und schreibe 96 Jahren zur Fernsehsendung „America’s Got Talent“ ging: Um der Welt zu zeigen, dass man für etwas, das man mit Leidenschaft tut, nie zu alt ist und alles schaffen kann, was man sich in den Kopf setzt.
Es scheint, als könne sie nichts aufhalten – nicht einmal die 3 Hüftoperationen, denen sie sich in den letzten Jahrzehnten unterziehen musste. Tao hält noch immer den Rekord als älteste praktizierende Yogalehrerin, den sie 2012 im Alter von 93 Jahren aufgestellt hat.
Sie hat ihr ganzes Leben lang versucht, negative Gefühle zu meiden und alles, was sie tut, mit Leidenschaft anzugehen. Einer ihrer Lieblingssätze ist: „Welchen Gedanken auch immer du in deinen Kopf pflanzt, der verwirklicht sich auch.“ Deshalb rät Tao jedem, nur an die Dinge zu denken, die man sich wünscht. So könne man sicher sein, dass sie auch Wirklichkeit werden.
Tao Porchon-Lynchs Lebensmotto ist es, jeden Morgen mit dem Gedanken aufzuwachen, dass dieser Tag der beste ihres Lebens werden wird. Und genau das ist es wohl, was sie so lange so agil am Leben gehalten hat: die Leidenschaft und die Freude am Leben.
Diese lebensfrohe Dame, die im August 2019 sage und schreibe 101 Jahre alt wurde, kann auf eine wirklich außergewöhnliche Biografie zurückblicken. Und sie ist kein bisschen müde, jeden Tag, der ihr noch bleibt, voll auszukosten.
Und was denken Sie daran ?