Sirius soll eigentlich schon tot sein: Mitte Dezember war er bereits beim Schlachter. Kira, die sich liebevoll um den Schimmel kümmerte, suchte ihn. Der Beginn einer herzzerreißende Geschichte.
Herzzerreißende Rettungsaktion in Unterfranken: Kira (18) rettet Schimmel Sirius vor dem Schlachter: Zwei Jahre lang besuchte Kira Kütt aus Karlstadt das Pferd Sirius in seinem Stall, striegelte es, ging mit ihm spazieren. Mitte Dezember war Sirius dann von einem Tag auf den anderen verschwunden - verkauft an einen Schlachter. Kira gelang es, das Pferd zu finden, zu kaufen und zu retten. Mit einer Crowdfunding-Kampagne bittet sie nun um finanzielle Unterstützung für seinen Unterhalt; mit Hilfe von Tierfreunden hat sie schon fast 2000 Euro gesammelt. "Das sind die Kosten für Boxenmiete, Futter und den Tierarzt für etwa acht Monate", sagt Kira.
Pferde "bis zu ihrem Tod begleitet"
Mit fünf Jahren schon begann Kira mit dem Reitunterricht. In den vergangenen Jahren hat sich die mittlerweile 18-jährige Abiturientin auch um ältere Pferde gekümmert, die nicht mehr zum Reiten geeignet waren. "Einige davon habe ich bis zu ihrem Tod begleitet", sagt sie. Seit 2016 ging sie regelmäßig mit dem Schimmel Sirius spazieren und kümmerte sich gern um ihn. Als sein Eigentümer im November ankündigte, Sirius demnächst an einen Schlachter zu verkaufen, sagte Kira, sie wolle ihn lieber selbst kaufen. "Er war zwar mager, aber ansonsten gesund." Darauf ging der Eigentümer nicht ein.
Detektivische Online-Suche
Nach Sirius' Verschwinden behauptete der Mann, der Schimmel werde künftig als "Beistellpferd", als Gefährte eines jüngeren Pferds, genutzt. Doch Kira traute der Sache nicht. In mehreren Online-Foren und Webseiten suchte sie nach Sirius und fand ihn tatsächlich in einer nicht unumstrittenen Facebook-Gruppe, in der Schlachter Pferde zur Rettung anbieten. "Freitag Abend habe ich ihn dort gefunden, und am Samstag war ich schon unterwegs zu dem Schlachter in Osterburken zwischen Tauberbischofsheim und Heilbronn."
Freunde stellten einen Pferdeanhänger zur Verfügung, und Kira kaufte Sirius für 500 Euro frei. "Er hat mich sofort erkannt und wollte von dort weg", sagt sie. In den ersten Wochen kam Sirius bei Freunden in Gössenheim unter, mittlerweile steht er in einer Pferdebox in Zellingen. Dort besucht ihn Kira täglich für rund zwei Stunden. "Es gibt viel zu tun. Ausmisten, Futter bereitstellen, Wasser auffüllen, mit ihm spazieren gehen und schmusen."
Keine Prognose für Sirius' Lebenszeit: Unmöglich.
Durch den Stress habe Sirius weiter an Gewicht verloren. "Er war klapperdürr, als ich ihn bekam. Der Tierarzt sagt aber, er sei auf einem guten Weg, wieder zu Kräften zu kommen. Für sein Idealgewicht müsste er rund 200 Kilogramm zunehmen." Der Schimmel wird mit Hafer, Rübenschnitzel und eingeweichten Heukolben aufgepäppelt. Eine Prognose über seine verbleibende Lebenszeit ist nicht möglich. "Sirius ist 26 Jahre alt. Ein Pferd kann bis zu 35 Jahre alt werden", sagt Kira Kütt. Dafür will sie alles tun.
Weil die 18-Jährige in ihrem Bundesfreiwilligen-Jahr im Tierpark Sommerhausen nur 440 Euro im Monat verdient, Boxenmiete, Futter, Tierarzt und ihre Fahrtkosten sich aber auf rund 250 Euro im Monat belaufen, kam sie auf eine ungewöhnliche Idee: Crowdfunding. Auf verschiedenen Plattformen bitten Erfinder oder Künstler um finanzielle Unterstützung für ihre Projekte. In der Regel bieten sie dafür eine Gegenleistung an, eine Gewinnbeteiligung im Erfolgsfall, signierte CDs oder Ähnliches. Kira erzählt auf ihrer Seite einfach, wie sie zu Sirius kam und erklärt, dass sie das Geld für den Unterhalt des Pferdes nicht allein aufbringen kann.
Fast 2000 Euro in drei Wochen
Anbieter GoFundMe fand die Kampagne der Karlstadterin so originell, dass er das Anliegen im wöchentlichen Newsletter publik gemacht hat. Nach den ersten Medienberichten hat Kira binnen drei Wochen schon über 1900 Euro gesammelt. Viele Tierliebhaber spenden Beträge zwischen fünf und 50 Euro, zwei Großspender haben sich mit 200 beziehungsweise 350 Euro beteiligt. "Die wenigsten Spender kenne ich persönlich", sagt Kira. "Eine Frau schrieb dazu, dass man bei Tierschutzorganisationen oft nicht genau wisse, wofür das Geld verwendet wird. Deswegen hat sie lieber mir gespendet."
Außer einer Dankesmail und Berichten über die Gesundung von Sirius - auch auf Instagram- bietet Kira Kütt ihren Spendern keine Gegenleistung, trotzdem sind die Rückmeldungen durchweg positiv: "Respekt vor diesem Einsatz", "Du bist ein Held", "Sache, die zu Herzen geht" und "tolles Engagement" sind nur einige der Kommentare. Die Karlstadterin freut sich und hofft auf weitere Unterstützung. Schließlich will sie ihren Sirius noch länger als die bisher finanzierten acht Monate behalten.
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