Kuh Kelly vor der Haustür in Rechtsupweg in Ostfriesland
Foto: Carmen Jaspersen / dpa
Landkreis Aurich – Sie ist vier Jahre alt, wiegt 1300 Kilo, kann rückwärts laufen und schaut im Stall gerne Fernsehen.
Hauskuh Kelly ist der Star auf de Hof von Freddy Janssen (52) und Heike Rüdiger (47) in Rechtsupweg. Das Paar hatte Kelly als Kälbchen liebevoll im Haus mit der Falsche großgezogen.
In dem früheren Wohnhaus von Janssen und Rüdiger geht Kelly ein und aus: Sie kann Türen öffnen, indem sie die Klinke runter drückt – und hinter sich schließt. „Einmal haben wir versehentlich nicht abgesperrt, und als wir abends zurückkamen, hatte Kelly die Bonbons in der Küche aufgefressen und den Fernseher umgeworfen“, erinnert sich Rüdiger. Nachmittags holt sich das anhängliche Tier zur Kaffeezeit Kekse ab oder wärmt sich im Winter am Kamin.
Kelly mit ihren Zieheltern Heike und Freddy
Foto: Carmen Jaspersen / dpa
Seit einem Jahr ist jedoch alles anders: Janssen und Rüdiger sind in einen Neubau umgezogen, und Hauskuh Kelly geht da noch nicht rein. Bisher traut sie sich nur zur Hälfte durch die Tür in den Flur. Von dort könnte sie wie früher bis in die Küche laufen – macht sie aber nicht. Dabei sollen extra verlegte rutschfeste Fliesen auf dem Boden dafür sorgen, dass Kelly nicht hinfällt. Aber warum reichen die Fliesen im Flur bis zur Decke? „Im alten Haus hat sie die Tapeten abgeknabbert, das wollten wir hier vermeiden“, erklärt Janssen.
Draußen kann Kelly kann zwischen einem kleinen Stall oder einer großzügig ausgestatteten Blockhütte wählen. Dort gibt es ein beheizbares Trinkbecken, eine mit Teppichen ausgepolsterte Liegefläche und gelegentlich auch Radio – wenn das Tier nicht gerade wieder das Lautsprecherkabel anknabbert. Manchmal äugt sie auch durch das Schlafzimmerfenster, wenn drinnen der Fernseher läuft.
Heike Rüdiger lockt die Kuh in den neuen Hausflur
Foto: Carmen Jaspersen / dpa
Mit anderen Kühen will sie nichts zu tun haben. „Die beachtet sie nicht besonders, sie mag uns wohl lieber“, sagt Rüdiger, während sie das Fell von Kelly streichelt. Manche Menschen mag sie auch nicht oder schlägt Alarm, wenn Fremde auf das Grundstück kommen. Besucher kommen nur vorsichtig näher.
Kelly kam als Geschenk eines Landwirten zu den Pflegeeltern. Das Tier war als Zwitter nicht zur Zucht oder zur Milchproduktion geeignet und wäre wohl sonst bald im Schlachthof gelandet. Außerdem war es als Frühgeburt nach sieben statt nach neun Monaten auf die Welt gekommen. Damit es Kelly gut geht, haben die Pflegeeltern inzwischen bereits um die 30 000 Euro investiert, vor allem für Umbauten an Haus, Stall, Blockhütte und die Pflasterung auf dem Hof.
„Irgendwann kommt sie auch ganz ins Haus, wenn sie sich eingewöhnt hat“, sind sich Janssen und Rüdiger sicher. Und wie lange wollen sich die beiden um das Tier kümmern? „Ach, so eine Kuh kann 30 Jahre alt werden“, sagt Janssen, „dann gehen wir später zusammen ins Altenheim.“
Kelly kennt sich auf dem Hof und im Haus bestens aus
Foto: Carmen Jaspersen / dpa
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