Katzen kommunizieren zwar hauptsächlich über Körpersprache und Geruchssinn. Doch wurden in Studien mittlerweile an die 100 verschiedene Laute identifiziert, die unsere Hauskatzen hervorbringen können!
Untereinander nutzen Katzen nur einen kleinen Teil dieser Lautäußerungen – Katzenmütter und ihre (noch blinden) Welpen zum Beispiel. Erwachsene Katzen tauschen vor allem Drohlaute aus wie Fauchen oder Knurren. Auch die berühmt-berüchtigte "Katzenmusik", die Lockrufe paarungswilliger Kater und Katzen, ist an Artgenossen gerichtet. Ansonsten kommunizieren Katzen über die Lautsprache vor allem mit uns, ihren Menschen!
Das ist eine Folge der Domestizierung: Wir sind eher schlecht im "Lesen" tierischer Körpersprache, reden aber dafür gern. Je häufiger Katzen uns gegenüber ihre Stimme einsetzten, umso größer war die Aussicht, verstanden zu werden (und zu bekommen, was man möchte). Versuchen wir uns also einmal an einem kleinen "Grundwortschatz Katze-Mensch".
Maunzen
Mjau, Miiau bedeutet beim Katzenwelpen "Ich brauche etwas!" Dem Menschen gegenüber miauen die meisten Katzen aus demselben Grund. "Hallo, ich hätte gern deine Aufmerksamkeit!" Ob Streicheln, Füttern oder Spielen angesagt ist, erkennen Sie eher an der Situation und der Körpersprache.
Maaaau, Miiiiu: Das langgezogene, klagende Maunzen ist oft ein Hilferuf!
Moouuu, Mrouuu mit dumpfer, kehliger Stimme ist ein Ausdruck der Angst oder des Unwohlseins. Leider werden diese Laute öfter mit Knurren verwechselt und der Mensch fühlt sich bedroht, während die Katze ihm doch gerade mitteilt, dass sie sich fürchtet …
Schnurren, Gurren, Knurren
Das stimmlose Schnurren drückt meist Zufriedenheit aus, kann aber auch der Selbstberuhigung dienen, wenn die Katze zum Beispiel krank ist oder Angst hat.
Prrrrit oder Mrrri nennt man "Gurren", das auch als Trillern bezeichnet wird. Es ist lauter und stimmhafter als ein Schnurren, aber kein Miauen. Oft klingt es ein wenig "fragend", der Ton wird zum Ende hin höher. Dieser Laut ist eine freundliche Kontaktaufnahme: "Hallo, hast du Zeit für mich?"
Beim Knurren dagegen wird der Ton zum Ende hin meist tiefer: Mraaao, Määäo. Es ist eine Warnung und damit wertvolle Kommunikation! Bestrafen Sie niemals ein Tier dafür, dass es Ihnen mitteilt, wenn es etwas nicht gut findet. Die Warnung soll ja gerade eine Eskalation der Abwehr hin zu körperlicher Aggression verhindern. Um den Grund für die Warnung (warum darf ich dich da nicht anfassen?!) kann man sich ja kümmern, aber die Warnung selbst zu verbieten, ist nutzlos bis gefährlich. Knurren und Fauchen werden als Ausdruck der Abwehr oder Aggression auch gegenüber Artgenossen gezeigt.
Keckern
Mjäh eher kurz und leise ist ein Laut des Unmuts oder Ärgers zum Beispiel über Lärm, Störung oder eine Ungerechtigkeit. Sind Sie etwa aufgestanden, obwohl es auf Ihrem Schoß doch gerade so gemütlich war?
Mä-mä, Meck-meck oder Keck-keck hört man oft von Katzen, die Beute außer Reichweite belauern. Ein ganz typisches Beispiel wäre eine Katze, die drinnen vom Fensterbrett aus Vögel draußen im Garten beobachtet.
Schreien
Ein schrilles, lautes Mjaaau gibt eine Katze von sich, die Schmerzen hat oder große Angst.
Mjäää aus voller Kehle ist ein Kreischen – die allerletzte Warnung vor einem Angriff. Klingt der Laut eher wie ein "Jodeln" oder melodisches Jaulen, ist die Katze so richtig wütend.
Ein tiefes Stöhnen oder Jammern, etwa wie Mööööh-möh-möh, lässt viele Katzenhalter aufspringen und zur Küchenrolle laufen. Richtig – die Katze wird sich wahrscheinlich gleich erbrechen.
Klagendes, eher monotones Heulen, das fast wie ein weinendes Baby klingen kann, drückt Hilflosigkeit und Verwirrung aus: Die Katze fühlt sich nicht gut, weiß aber sozusagen selbst nicht, warum (sie kann kein konkretes Bedürfnis äußern). Diese Laute hört man bei dementen Katzen oder bei lange völlig unverstandenen Tieren. Im Alter werden viele Katzen lauter, vor allem nachts. Das sollten Sie nicht einfach als nervig ignorieren oder die Katze gar schimpfen, weil sie Ihnen den Schlaf raubt! Wenn Ihre Katze nicht schon immer äußerst "gesprächig" war, kann das Lauterwerden ein Anzeichen für Schmerz sein (vor allem Gelenksschmerzen bei älteren Katzen), für Stress (Bluthochdruck), Verwirrtheit oder einsetzende Taubheit.
Aber auch bei jüngeren Tieren gilt: Eine Katze maunz oder schreit nicht einfach extrem, um Sie zu nerven! Ihr fehlt etwas, und oft kommt man als Halter selbst nicht darauf, was das ist. Gehen Sie der Ursache auf den Grund und ziehen Sie einen Tierarzt und/oder Verhaltenstherapeuten für Katzen zu Rate.
Katzen lernen natürlich auch, dass sie mit bestimmten Lauten am ehesten zu dem kommen, was sie möchten. So kann "nerviges" Maunzen auch "anerzogen" sein – wenn ich diesen Laut von mir gebe, geht mein Mensch zur Schublade mit den Katzenleckerlis … Dennoch sollten Sie ausgeprägtes Maunzen oder Jammern im Zweifel ernst nehmen und lieber von einem Verhaltenstherapeuten einschätzen lassen.
Katzensprache ist individuell!
Es gibt Katzenrassen, die für ihre "Gesprächigkeit" berühmt sind, wie viele Orientalen, die auch recht ungewöhnliche Geräusche zustande bringen können. Halter solcher Rassen sollten sich unbedingt mit dem speziellen Ausdrucksverhalten befassen, um ihre Katze richtig zu verstehen.
Für alle Katzen gilt: Was ein bestimmter Laut "bedeutet", lässt sich ganz pauschal gar nicht sagen. Beziehen Sie immer die Gesamtsituation und die Körpersprache Ihrer Katze mit ein, wenn sie ihre individuelle Lautäußerung verstehen möchten.
Besonders interessant und mitunter lustig wird es, wenn man berücksichtigt, dass Lautsprache ja meist an uns Menschen gerichtet ist. Eine Hauskatze hört an "Lautäußerungen" ja hauptsächlich die Unterhaltung ihrer Menschen (und seien wir ehrlich, wie reden doch alle auch mit der Katze!). Das ist also die "Stimmenwelt", in der die Katze lebt. Darauf stellen sich viele Katzen natürlich ein und passen sich teils auch daran an. Sie entwickeln eine Art "Familien-Dialekt". Wenn eine Katze "komische" Laute macht, lohnt es sich oft, der Kommunikation ihrer Menschen zu lauschen. Mraaa-goooa maunzt der Kater von Bekannten etwa – was soll das denn heißen?! – fragt man sich vielleicht, bis man einmal mitbekommt, wie die Halterin des Katers nach ihrem Mann ruft : Maarkuuuus, mit genau der gleichen "Melodie" …
Sie und Ihre Katze könnten also Ihr ganz eigenes "Wörterbuch" haben. Oft verstehen wir unsere Katze intuitiv richtig, aber bei weitem nicht immer. Wäre es nicht interessant, der Bedeutung ihrer Sprache genauer auf die Spur zu kommen? Dazu eignet sich am besten ein Notizbuch, in dem Sie festhalten, wie der Laut etwa klang, in welcher Situation die Katze ihn gemacht hat und wie ihr sonstiges Verhalten war. Sie können auch ein kleines Video-Tagebuch führen und so die Körpersprache gleich mit aufzeichnen.
War der Laut eher schrill oder leise? Melodiös oder eher gepresst? Ging die "Satzmelodie" am Ende nach oben oder nach unten? Wie laut, wie lang, wie oft wurde der Laut vielleicht wiederholt? Was ist geschehen, als er angefangen oder aufgehört hat (bzw. was hat ihn vermutlich ausgelöst oder zum Aufhören gebracht)? Beschreiben Sie die Körpersprache etc. möglichst genau und versuchen Sie, nicht gleich eine Bedeutung hineinzuinterpretieren, sondern erst einmal nur zu beobachten und zu notieren. Mit der Zeit erkennen Sie dann bestimmte Muster und können einigermaßen sicher sagen: Dieser Laut bedeutet bei meiner Katze dies oder das.
Und was denken Sie daran ?