Vom Ü-Ei bis zu den Schoko-Bons – der Süßwarenhersteller Ferrero muss ausgerechnet vor Ostern im großen Umfang Produkte zurückrufen. Der Grund: Salmonellen. Aber sind die Bakterien wirklich so gefährlich?
Es sind düstere Tage für den Süßwarenhersteller Ferrero. Ausgerechnet vor dem Osterfest muss sich das Unternehmen mit einem handfesten Skandal herumschlagen und massenhaft Produkte aus dem Handel nehmen – in Deutschland und anderen Ländern. Schuld daran sind Bakterien. Genauer: Salmonellen. Nach Angaben von Ferrero sind ausgewählte Chargen von "Kinder"-Produkten von dem Rückruf betroffen, die in Belgien hergestellt werden (mehr dazu). Es gehe "um einen möglichen Zusammenhang mit einer Reihe von gemeldeten Salmonellenfällen". Obwohl keines der "Kinder"-Produkte positiv auf Salmonellen getestet worden sei, nehme Ferrero die Angelegenheit sehr ernst, "denn der Schutz der Verbraucher hat für uns oberste Priorität".
Was sind Salmonellen? Wo treten sie auf? Was macht sie für den Menschen gefährlich? Ein Überblick.
Was sind Salmonellen?
Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die zur Familie der Enterobakterien gehören. Sie kommen weltweit vor und können bei Menschen und Tieren Krankheiten verursachen. Die Bakterien gelten als besonders widerstands- und anpassungsfähig.
Wo finden sich Salmonellen hauptsächlich?
Salmonellen vermehren sich im Magen-Darm-Trakt von Mensch und Tier. Am häufigsten sind sie in Tieren zu finden. Denen können die Erreger in der Regel aber wenig anhaben. Problematisch für den Menschen kann ein Salmonellenbefall von landwirtschaftlichen Nutztieren werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) stehen die Nutztiere, also Rinder, Schweine Geflügel, und die entsprechenden tierischen Lebensmittel "an der Spitze der mögliche Infektionsursachen". Das beste Beispiel: Eier. Über sie werden Salmonellen (genauer: S. Enteritidis) in Deutschland am häufigsten übertragen, vor allem wenn die Eier oder auch Speisen, in denen Ei verarbeitet ist wie Speiseeis, nicht ausreichend erhitzt wurden. Aber auch über rohes Fleisch oder nicht gut erhitzte Fleischerzeugnisse können die Bakterien, in diesem Fall S. Typhimurium, übertragen werden.
Wie infiziert man sich mit Salmonellen?
Die Salmonellen-Erreger werden oral aufgenommen – in erster Linie über Nahrungsmittel. Wichtig zu wissen ist, dass auch Lebensmittel, die eigentlich nicht mit Salmonellen verunreinigt waren, zum Infektionsrisiko werden können, wenn sie in Kontakt mit kontaminierten Oberflächen und Lebensmitteln oder infizierten Menschen kommen. Die Rede ist dann von einer sogenannten Kreuzkontamination. Seltener ist eine Übertragung der Erreger von einem Tier, dass Salmonellen ausscheidet, zum Menschen bei direktem Kontakt. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Ein Faktor bei diesem Übertragungen kann mangelnde Hygiene sein. Infektionen finden zudem im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen statt. Auch bei Salmonellose-Ausbrüchen in Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen ist eine Übertragung durch Lebensmittel laut RKI am wahrscheinlichsten.
Wie lang ist die Inkubationszeit?
Wie lange es dauert, bis nach einer Ansteckung eine Erkrankung ausbricht, ist abhängig von der Infektionsdosis und der Art des Serovars, also dem Salmonellen-Typ. In der Regel beträgt die Inkubationszeit 12 bis 36 Stunden, eine Erkrankung kann aber auch schon nach sechs Stunden oder erst nach 72 Stunden auftreten.
Welche Symptome treten auf?
Bei einer sogenannten Salmonellose handelt es sich um eine Lebensmittelvergiftung. Typisch ist eine akute Darmentzündung. Erkrankte leiden dann oft mehrere Tage lang an Symptomen wie Fieber, plötzlichem Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen. Manche müssen sich auch erbrechen.
Wie wird eine Salmonellose behandelt?
In der Regel klingen die Symptome nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Ist nur der Magen-Darm-Trakt betroffen, wird auf die Behandlung mit Antibiotika in der Regel verzichtet. Der Grund dafür ist, dass durch diese die Bakterienausscheidung verlängert werden kann. Die Erkrankten also länger ansteckend sind. Kommt es aber in weiteren Organen zu Entzündungen, wird mit Antibiotika behandelt.
Wie gefährlich sind Salmonellen für den Menschen?
Das Risiko schwerer Verläufe der Salmonellose ist unter Krankenhauspatienten und Pflegebedürftigen höher einzuschätzen als in der Allgemeinbevölkerung, schreibt das RKI. Aber vor allem auch Säuglinge, Kleinkinder, aber auch ältere Erwachsene und Menschen mit geschwächten Abwehrsystem sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung besonders gefährdet. So können die Symptome, die eine Salmonellose hervorruft, zu einer starken Dehydrierung führen. Auch Schwangere müssen aufpassen, infizieren sie sich, besteht die Gefahr einer Frühgeburt.
In seltenen Fällen, schreibt das RKI, kann die initiale Darmentzündung einen septischen Verlauf mit zum Teil hohem Fieber annehmen. Vor allem bei Menschen über 60 Jahren können weitere Komplikationen auftreten, wie Hirnhautentzündung, Lungenentzündung oder Abszesse. Todesfälle durch Salmonellose sind selten (0,1 Prozent), so das RKI, betroffen seien vornehmlich ältere sowie abwehrgeschwächte Menschen. Und: "die Meldedaten unterschätzen Todesfälle jedoch, weil einmal gemeldete Infektionen nicht bis zum Ende der Erkrankung nachverfolgt werden".
Welche Altersgruppen sind am häufigsten von Salmonellose betroffen?
Die meisten Salmonellen-Fälle gemessen an der Population werden laut RKI bei Kindern unter zehn Jahren gezählt, insbesondere Kleinkinder sind häufig betroffen.
Wie lange sind Infizierte ansteckend?
Im Durchschnitt scheiden Erwachsene einen Monat lang sogenannte Enteritis-Salmonellen aus. Kinder unter fünf Jahren sind länger ansteckend. Sie scheiden die Erreger sieben Wochen und länger aus. Bei Kindern mit schweren Krankheitsverläufen kann sich der Zeitraum auch auf mehr als ein halbes Jahr strecken.
Wie häufig sind solche Salmonellen-Erkrankungen?
Im Jahr 2020 wurden 109 Ausbrüche mit 592 Erkrankungen an das RKI gemeldet. Damit ist die Salmonellose die zweithäufigste meldepflichtige bakterielle gastrointestinale Krankheit. Die Hochzeit für Infektionen ist im Spätsommer.
Welche Salmonellen-Ausbrüche in Deutschland sind bekannt?
Das RKI listet gleich eine ganze Reihe Salmonellen-Ausbrüche. Demnach steckten die Erreger wohl in Kräutertee, geräuchertem Aal und Schokolade. Auch Melonen und Mungobohnensprossen werden erwähnt.
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