Rückenschmerzen sind ein Volksleiden: Acht von zehn Deutschen „haben Rücken“. Kein Wunder, dass Schmerzmittel bei Rückenschmerzen sehr beliebt sind. Damit die Medikamente bei Ihnen möglichst effektiv wirken und Ihrem Körper nicht schaden, sollten Sie vor und während der Einnahme ein paar Dinge beachten.
Wenn der Rücken wehtut, versprechen Schmerzmittel schnelle Linderung. Endlich wieder durchschlafen können oder beweglich sein – das wünschen sich Betroffene, wenn sie schmerzstillende Mittel bei Rückenschmerzen einnehmen. Doch so einfach die Einnahme der rezeptfreien Tabletten ist: Sie ist nicht ohne Risiken und sollte sorgfältig überlegt sein.
So wirken Schmerzmittel bei Rückenschmerzen
Für akute Rückenschmerzen, die leicht bis mäßig stark ausfallen, gibt es in der Apotheke eine Reihe von rezeptfreien Arzneimitteln. Ihre Wirkstoffe bremsen den Schmerz aus, indem sie die Übermittlung des Schmerzsignals unterbrechen. Sie sorgen dafür, dass die entsprechenden Botenstoffe nicht an den Nervenenden im Rücken andocken können. Sie bekämpfen also nicht die Ursache des Schmerzes, sondern verhindern nur seine Weiterleitung ans Gehirn.
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Diese Wirkstoffe können helfen
Arzneimittel aus der Gruppe der traditionellen nicht-steroidalen Antirheumatika bzw. Antiphlogistika (tNSAR) werden besonders häufig bei akuten und leichten bis mäßig starken Rückenschmerzen empfohlen. Sie wirken bis zu vier Stunden, in retardierter Form acht bis zwölf Stunden lang. Klassische tNSAR sind zum Beispiel folgende Substanzen:
Ibuprofen bei Rückenschmerzen
Ibuprofen ist in unterschiedlich hoher Dosierung als Tablette oder in Kapselform erhältlich. Sein Nachteil: Der Wirkstoff greift den Magen an, kann Magen- oder Darmgeschwüre auslösen und die Nieren schädigen. Bei lang anhaltender Einnahme in hohen Dosen kann Ibuprofen jüngsten Studien zufolge das Risiko eines Herzinfarktes erhöhen.
Wichtig: Wenn Sie unter einer chronischen Magen-Darm-Krankheit oder eingeschränkter Nierenfunktion leiden, sollten Sie auf Ibuprofen verzichten.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Die Substanz gilt als Klassiker unter den Schmerzmitteln bei Rückenschmerzen und hilft kurzfristig bei leichten Beschwerden. Ihr Nachteil: ASS stört die Blutgerinnung und kann Magen, Leber und Nieren schädigen.
Wichtig: Medikamente gegen Schmerzen, die ASS als Wirkstoff einsetzen, sind nicht für Schwangere oder Kinder geeignet und dürfen nicht mit Ibuprofen kombiniert werden.
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Diclofenac
Diclofenac kann ebenfalls auf kurze Zeit gegen Rückenschmerzen eingesetzt werden. Sein Nachteil: Ähnlich wie ASS stört Diclofenac die Blutgerinnung. Wie Ibuprofen greift es die Magenschleimhaut an und kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Auch Magengeschwüre sind möglich. Eine weitere mögliche Nebenwirkung: Wer Diclofenac über einen langen Zeitraum einnimmt, erhöht sein Herzinfarkt-Risiko.
Wichtig: Wer unter einer Herz- oder Nierenerkrankung leidet, sollte auf Diclofenac verzichten.
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Naproxen
Auch Naproxen hat sich als schnelle Hilfe bei Rückenschmerzen bewährt. Sein Nachteil: Es kann die Leber schädigen. Wie ASS kann es zudem die Magenschleimhäute angreifen, hat aber weniger schädliche Auswirkungen auf das Herz als Ibuprofen oder Diclofenac.
Sonderfall Paracetamol
Auch der Wirkstoff Paracetamol kann bei leichten Rückenschmerzen angewandt werden. Sein Vorteil: Es setzt der Magen-Schleimhaut kaum zu. Sein Nachteil: Der Wirkstoff kann schon bei leichter Überdosierung die Leber stark schädigen. Seine schmerzlindernde Wirkung fällt jedoch schwächer aus als die der tNSAR. Bei einer Behandlung mit Paracetamol sollten sich die Beschwerden innerhalb einer Woche bessern.
Wichtig: Paracetamol steckt oft auch in Medikamenten gegen Erkältungskrankheiten und Kopfschmerzen. Wer sie einnimmt, sollte Paracetamol nicht zusätzlich gegen Rückenschmerzen einnehmen, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Grundsätzlich gilt: tNSAR wirken effektiver bei Rückenschmerzen als Paracetamol, haben jedoch auch größere Nebenwirkungen.
Medikamente gegen Rückenschmerzen richtig einnehmen
Bei akuten Schmerzen ist es nicht nur entscheidend, welche Mittel Sie einnehmen − auch das “Wie” ist wichtig:
- Nehmen Sie Schmerzmittel ein, sobald die Schmerzen auftreten − nicht erst, wenn sie stärker werden. Wählen Sie dabei die niedrigste wirksame Dosis.
- Nehmen Sie die Präparate regelmäßig ein − vor allem am Anfang der Behandlung. Ist die Wirkung abgeklungen, sollten Sie mit der erneuten Einnahme nicht warten, bis die Schmerzen wieder stärker sind. Nehmen Sie also zum Beispiel alle vier Stunden eine Tablette, wenn die Wirkung nach diesem Zeitraum nachlässt.
- Beachten Sie bei der Einnahme immer die maximale Tagesdosis. Sie sollte in keinem Fall überschritten werden.
- Nehmen Sie rezeptfreie Schmerzmittel nicht länger als drei bis vier Tage ein. Wollen Sie die Medikamente weiter einnehmen, besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt.
- Schützen Sie Ihren Magen: Nehmen Sie bei einer längeren Anwendung von tNSAR begleitend ein Medikament ein, das ihn vor den schädlichen Auswirkungen des Schmerzmittels schützt (zum Beispiel einen Protonenpumpenhemmer).
- Leiden Sie unter Asthma bronchiale, Erkrankungen der Leber oder der Nieren, sollten Sie immer erst mit Ihrem Arzt sprechen, bevor Sie tNSAR einnehmen.
Wenn rezeptfreie Schmerzmittel nicht reichen?
Bei mittelstarken Rückenschmerzen kann es sinnvoll sein, die tNSAR durch schwache Opioide zu ergänzen. Diese Wirkstoffe unterbinden das Schmerzsignal direkt im Gehirn. Vor allem bei Verletzungen der Wirbelsäule oder der Nervenwurzeln können Schmerzmittel auf Basis von Opioiden sinnvoll sein.
Ihr Vorteil: Auch bei längerer Anwendung bleibt ihre Wirksamkeit erhalten. Ihr Nachteil: Diese Schmerzmittel verursachen häufig Übelkeit und behindern die Magen-Darm-Tätigkeit. Die Annahme, dass sie ein hohes Suchtpotenzial bergen, gilt jedoch als überholt.
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Das Für und Wider abwägen
Medikamente gegen Rückenschmerzen haben ihre Berechtigung: Sie ermöglichen Ihnen im Idealfall, dass Sie sich wieder (ganz oder so gut wie) schmerzfrei bewegen können. Doch bei längerer Einnahme und in hohen Dosen entfalten sie eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, die Sie nicht unterschätzen sollten. Außerdem sollten Sie sich bewusst machen, dass die Schmerzmittel-Wirkstoffe das Problem an sich nicht lösen, also die Ursache der Schmerzen nicht bekämpfen. Sie lindern lediglich vorübergehend die Symptome.
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Wer seine Gesundheit langfristig im Blick hat und nicht nur nach einer schnellen Lösung sucht, sollte daher mögliche Vor- und Nachteile einer Einnahme von Medikamenten gegen Rückenschmerzen immer im Blick haben.
Zur Bekämpfung der Ursache kann Ihnen Ihr Arzt womöglich Physiotherapie speziell für den Rücken verschreiben. Auch Ratgeber mit Rückenübungen können hilfreich sein, um den Schmerzen vorzubeugen.
Und was denken Sie daran ?