Feuerwehr rückte zu mehr als 2000 wetterbedingten Einsätzen aus
Ein Teil der Flamingo-Gruppe im Zoo Berlin. Nicht alle Tiere konnten am Donnerstag rechtzeitig vor den heftigen Böen gerettet werden. 18 Tiere wurden von Ästen erschlagen, weil sie nicht ins Gehege wollten
Foto: Zoo Berlin
Sturm „Xavier“ tobte am Donnerstag über Berlin. Bäume wurden entwurzelt, die Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus, im öffentlichen Nahverkehr ging nichts mehr. Neben hohen Sachschäden gab es zahlreiche Verletzte und eine Tote in der Hauptstadt – eine Frau starb, weil sie von einem Baum erschlagen wurde.
Berlin – Doch nicht nur die Menschen litten unter den starken Böen. Im Berliner Zoo starben 18 Flamingos, weil sie von herabfallenden Ästen erschlagen wurden.
„Wir sind sehr traurig mitteilen zu müssen, dass wir trotz aller Vorkehrungen Tiere verloren haben“, erklärte der Zoo am Freitag. Die insgesamt 80 Flamingos hätten sich am Donnerstag partout nicht in ihre Stallungen bewegen lassen. Normalerweise brauche es dafür mehrere Tage Vorlauf, auch weil die Tiere sehr sensibel seien.
Für Aufräumarbeiten blieben der Zoo Berlin und der Tierpark in Friedrichsfelde am Freitag geschlossen. Der Zoo berichtete von Sachschäden durch umgestürzte Bäume. Im Berliner Tierpark – mit seinem großen Baumbestand – seien nahezu alle Wege unpassierbar. Am Samstag seien beide Einrichtungen voraussichtlich wieder geöffnet, hieß es.
Zoo und Tierpark hatten wegen der Sturmwarnung bereits am Donnerstagnachmittag frühzeitig geschlossen, die Tiere sollten sicherheitshalber in ihre Stallungen gebracht werden.
„Xavier“ sorgt für Ausnahmezustand in Berlin
Auch am Wannsee richtete der starke Wind enormen Schaden an, Boote wurden beschädigt
Foto: Kay Nietfeld / dpa
Ein Mann steht vor einem Toyota, der von einem umgeknickten Baum begraben wurde
Foto: TOBIAS SCHWARZ / AFP
► Im Berliner Hauptbahnhof sammelten sich am Vormittag Tausende Menschen, die nicht aus der Hauptstadt wegkamen, weil kein einziger Zug fuhr.
Viele Menschen hatten die Nacht zu Freitag in bereitgestellten Zügen im Tiefgeschoss des großen Bahnhofes verbracht. Mietwagen waren am Freitag so gut wie ausgebucht, einzelne Reisende versuchten, mit Taxis auch in weiter entfernte Städte zu kommen. Erst gegen Mittag fuhren vereinzelt wieder Züge – zunächst aber nur Richtung Süden.
Die Bahnstrecken würden derzeit mit Hubschraubern abgeflogen, um festzustellen, wo der Sturm Schäden angerichtet hat, sagte eine Sprecherin. Außerdem seien überall fahrbare Hebebühnen unterwegs, um heruntergerissene Stromleitungen wieder instand zu setzen.
Die Bahnsteige des Berliner Hauptbahnhofes waren bis zum Mittag weitgehend leer, es fuhren keine Züge
Foto: BECHER/EPA-EFE/REX/Shutterstock
► Massive Einschränkungen gab es auch im Regionalverkehr und bei der S-Bahn.
Die Bahn empfahl, besser auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. „Das ganze Netz in der Region ist massiv eingeschränkt. Wir haben zahlreiche Bäume auf den Gleisen, beschädigte Oberleitungen und abgeknickte Fahrmasten”, sagte ein Sprecher. Die Reparaturen würden voraussichtlich den ganzen Tag dauern. Auf fast allen Strecken fuhren zumindest in Teilen Bahnen. Nur die Ringbahn S41/42 sowie die S85, die sonst zwischen Berlin-Waidmannslust und Berlin-Grünau verkehren, fielen komplett aus. Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen fuhren am Freitag in Berlin wieder fast störungsfrei.
► Die Berliner Feuerwehr twitterte am Mittag: „Der Ausnahmezustand hält noch weiter an. Nach 22 Stunden gingen bereits 2300 wetterbedingte Alarmierungen bei der Berliner Feuerwehr ein.“
Zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk würden die Notrufe abgearbeitet. Viele Feuerwehrleute hatten nach dem Sturm am Donnerstagnachmittag die ganze Nacht durchgearbeitet, vor allem, um umgestürzte Bäume von Straßen und Gleisen zu schaffen. Auf den Straßen lägen zum Teil noch große Äste und Bäume, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Es herrsche immer noch ein Ausnahmezustand. Das Auto stehen lassen müsse man aber nicht: „Einfach vorsichtig fahren“, empfahl der Sprecher.
Warum stürzen Bäume um?
Sturm „Xavier“ hat vielen Bäumen in der Region Berlin-Brandenburg keine Überlebenschance gelassen. Warum stürzen die Pflanzen plötzlich um?
► Zumeist sind nach Angaben von Andreas Jende, Geschäftsführer des Landes Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, die Böden durch den vielen Regen in dieser Saison schon zu nass und durchfeuchtet. Die Wurzeln finden dann kaum noch Halt. „Wenn dann starker Wind bläst, können sie dem Druck nicht mehr standhalten“, sagte er. Zudem wurde meist das Laub noch nicht abgeworfen. Damit sei der Widerstand größer als bei einem kahlen Astwerk.
► In vielen Fällen sei auch die Vitalitätsgrenze erreicht, sagte Martin Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. „Stress in den vergangenen Jahren, widrige klimatische Bedingungen und Krankheiten haben die Lebenskraft vielfach erlahmen lassen“, sagte er. Dann reiche ein stärkerer Sturm.
► Auch nicht fachgerechte Baumschnitte könnten oft mehr Schaden als Nutzen anrichten, sagten die Experten.
► Auch an den Berliner Flughäfen konnte es am Freitag noch zu Verzögerungen kommen.
In Schönefeld gebe es noch Verspätungen, „aber die halten sich in Grenzen“, sagte ein Flughafensprecher. Auch in Tegel könne es Verspätungen geben. Rund 50 Starts und Landungen seien dort gestrichen worden. Darunter sind aber laut Anzeige viele Verbindungen von Air Berlin, die laut Airline schon längere Zeit abgesagt wurden.
Das Sturmtief hatte mindestens sieben Menschen in Deutschland das Leben gekostet. In Tegel starb die Berliner Politik-Expertin Sylke Tempel (54), sie wurde von einem Baum erschlagen.
Zwei Frauen, die sie begleiteten, wurden verletzt. Weitere Unfälle mit Verletzten gab es in Köpenick und in Plänterwald in Treptow. Auch dort kippten Bäume auf Autos. In Brandenburg starben vier Menschen.
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