Vor Tees mit Schadstoffen warnen Verbraucherverbände immer wieder. Was viele Teefans aber nicht wissen: Nicht nur Pestizide können ihnen gefährlich werden – auch Pyrrolizidinalkaloide, kurz: PAs. Das Problematische dabei: Sie stecken in den Tee-Pflanzen selbst.
Tee gilt – neben Wasser – als das gesunde Getränk schlechthin. Egal, ob grüner, schwarzer Tee oder Tee aus Kräutern: Wer seinen Durst mit dem Heißgetränk löscht, tut dies meist in dem Glauben, etwas rundum Gesundes zu trinken. Tatsächlich enthalten Tees auch viele gesundheitlich wertvolle Stoffe.
Allerdings ist es auch möglich, dass zu hohe Dosen von Pyrrolizidinalkaloiden (kurz: PAs) im Tee die Gesundheit nachhaltig schädigen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben: Schwarztee ist in Sachen PA-Belastung Spitzenreiter, gefolgt von Pfefferminztee und Kräutertee.
Was sind PAs und wie kommen sie in die Tasse?
Pflanzen sind ihren Fressfeinden nicht wehrlos ausgeliefert. Sie schützen sich zum Beispiel vor Verbiss, indem sie Substanzen herstellen, die Tieren schlecht bekommen. Solche Substanzen sind Pyrrolizidinalkaloide. Etwa drei Prozent aller Blütenpflanzen stellen sie als natürlichen Abwehrstoff her.
Vor allem Giftpflanzen enthalten PAs. Aber auch Pflanzen, die als klassische Heilkräuter gelten. Unter anderem enthalten Vertreter der Familie der Korbblütler relevante Mengen von PAs.
Sind Pflanzen mit hohem PA-Gehalt Bestandteil von Tees, geht die Substanz beim Überbrühen in das Getränk über und gelangt auf diese Weise in den Körper. Weil auch Pflanzenpollen PAs enthalten kann, ist eine Aufnahme auch durch Honigmöglich.
Wie viel PA eine Pflanze enthält, ist von vielen Faktoren abhängig – unter anderem davon, wo und unter welchen Bedingungen sie wächst. Das hat zur Folge, dass der Kräutertee eines Herstellers wesentlich mehr PA enthalten kann als der eines anderen Produzenten.
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Wie wirken PAs im Körper?
Wurden PAs über Lebensmittel aufgenommen, gelangen sie über das Blut schließlich in die Leber, wo sie abgebaut werden. Die Verbindungen, die dabei entstehen, sind jedoch äußerst schädlich (Fachbegriff: hepatoxisch) für das Organ. In hohen Dosen lösen sie Leberfunktionsstörungen aus, die sogar tödlich verlaufen können. Niedrige Dosierungen können unter anderem Leberzirrhose verursachen.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) stuft PAs außerdem als für den Menschen krebserregend ein – vor allem, wenn sie über einen langen Zeitraum (chronisch) in niedrigen Dosen aufgenommen werden.
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Wer ist gefährdet?
Wie viel PAs wir aufnehmen, ist davon abhängig, wie stark die einzelnen Lebensmittel belastet sind und wie viel wir davon essen oder trinken. Laut dem BfR tragen Kräutertees wie Pfefferminz- oder Rooibostee, Schwarz- und Grüntee sowie Honig „wesentlich“ zur Aufnahme von PAs bei. Dennoch gehen Experten davon aus, dass selbst hochbelastete Tees die Gesundheit nicht akut schädigen – vorausgesetzt, sie werden nicht länger als zwei Wochen lang getrunken.
In Sachen Dauerbelastung mit PAs kommt die Verbraucherzentrale Hamburg zu diesem Schluss*: „Bei Durchschnittsverzehrern (Erwachsene und Kinder) (d.h.: 200 Milliliter Tee am Tag, Anmerkung der Redaktion) von Tee und Kräutertee, die keine bestimmte Sorte favorisieren, ist eine Beeinträchtigung der Gesundheit durch eine chronische Aufnahme von PA unwahrscheinlich.“
Grundsätzlich gilt jedoch: Schwangere, Stillende und Kinder reagieren besonders sensibel auf die schädlichen Auswirkungen von PAs.
Ein echtes gesundheitliches Risiko besteht allerdings dann, so die Experten, wenn hohe Mengen der PAs regelmäßig aufgenommen werden. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn täglich eine Kanne hochbelasteter Kräuter- oder Schwarztee getrunken wird. In Einzelfällen können Tees extrem viel PA enthalten – das hat jüngst das Beispiel eines französischen Anbieters von Kamillentee gezeigt. Sein Produkt enthielt über 350 Mal die Menge an PA, die als gesundheitlich unbedenklich gilt.
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Was raten Experten?
Das BfR fordert seit geraumer Zeit, dass die Hersteller den PA-Gehalt ihrer Tees oder Kräutertees so weit wie möglich senken. Das kann zum Beispiel über besondere Anbau- und Verarbeitungsverfahren oder Saatgutkontrollen gelingen. Experten halten es außerdem für notwendig, dass der PA-Gehalt einzelner Chargen von Kräutertee geprüft wird, bevor sie in den Verkauf gelangen.
Gesetzliche Grenzwerte für PAs gibt es allerdings bis dato nicht. Stellen Lebensmittelaufsichten bei Stichproben extrem hohe Werte fest, fordern sie die Hersteller auf, die entsprechenden Produkte aus dem Verkehr zu ziehen.
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Wie beugen die Tee-Hersteller vor?
Ob sie den PA-Wert ihrer Produkte ermitteln oder verringern, bleibt den Tee-Herstellern bisher selbst überlassen. Manche untersuchen den PA-Gehalt im eigenen Labor oder kontrollieren die Pflanzen vor der Ernte. Andere versuchen dem Problem durch Vertragsanbau und kontrolliertes Saatgut zu begegnen. Einige Hersteller raten, nicht zu viel von ihrem Produkt zu trinken oder geben Höchstverzehrgrenzen für Schwangere und Kinder an.
Was bedeutet das PA-Problem für Tee-Fans?
Der Verbraucher kann weder die akute, noch die chronische PA-Belastung durch die tägliche Tasse oder Kanne Tee abschätzen. Schließlich weiß er nicht, wie viel davon in seinem Lieblingstee steckt.
Verbraucherzentralen raten daher, nicht nur ausschließlich den Tee einesHerstellers und einer Sorte zu trinken, sondern abzuwechseln. Teeliebhaber sollten also unterschiedliche Teesorten von unterschiedlichen Anbietern im Regal haben, um das Risiko zu streuen. Wer gerne Tee trinkt und auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich literweise Früchtetee schmecken lassen. Diese Teevariante ist völlig frei von PAs.
Und was denken Sie daran ?